Der 1. Weltkrieg am 9. Januar 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

- Sonntag -

 Der deutsche Heeresbericht:

Deutscher Erfolg am Hirzstein

Großes Hauptquartier, 9. Januar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Südlich des Hartmannsweilerkopfes, am Hirzstein, gelang es gestern, den letzten der am 21. Dezember v. J. in Feindeshand gefallenen Gräben zurückzuerobern, dabei 20 Offiziere, 1083 Jäger gefangen zu nehmen und 15 Maschinengewehre zu erbeuten.
Östlicher und Balkankriegsschauplatz:
Die Lage ist unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Höhen von Berane in Montenegro erstürmt

Wien, 9. Januar.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Vor zwei Tagen neuerlich an allen Punkten Ostgaliziens und der beßarabischen Grenze unter großen Verlusten zurückgeschlagen, hat der Feind gestern seine Angriffe nicht wiederholt, sondern nur zeitweise sein Geschützfeuer gegen unsere Linien gerichtet. Er zieht Verstärkungen heran. Am Korminbach in Wolhynien zersprengten unsere Truppen russische Aufklärungsabteilungen.
Sonst keine besonderen Ereignisse.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nordöstlich von Berane haben sich die Montenegriner erneut gestellt. Die von ihnen besetzten Höhen wurden erstürmt, wobei wir ein Geschütz erbeuteten. An der Tara Geplänkel. An der herzegowinischen Grenze und im Gebiet der Bocche di Cattaro sind unsere Truppen im Kampfe gegen die montenegrinischen Stellungen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der türkische Heeresbericht:

Flucht der Engländer von Gallipoli

Konstantinopel, 9. Januar.
In der Nacht haben die Engländer infolge eines heftigen Kampfes und unter großen Verlusten Sed ül Bahr vollständig geräumt; nicht ein einziger ist zurückgeblieben.

Der Vertreter der Agentur Milli an den Dardanellen meldet, daß die türkischen Truppen den Feind von Sed-ül-Bahr vollständig vertrieben haben; die Halbinsel Gallipoli ist jetzt vom Feinde gesäubert. Das historische Ereignis ist durch eine Sonderausgabe des Amtsblattes bekanntgemacht worden. Die ganze Stadt ist beflaggt. Überall finden Freudenkundgebungen statt. In den Moscheen werden Gebete verrichtet und Dankgottesdienste finden in allen Kirchen und Tempeln statt. Am Abend wird die Stadt illuminiert sein.

 

Der amtliche Bericht über die Vertreibung der Feinde von Sed-ül-Bahr 

Eine schwere englische Niederlage im Irak

Konstantinopel, 9. Januar. (Meldung der Agentur Mill.)
An der Dardanellenfront haben wir mit Gottes Hilfe den Feind nunmehr auch von Sed-ül-Bahr vertrieben. Wir haben noch keinen ins einzelne gehenden Bericht über die Schlacht erhalten, die seit drei Tagen vorbereitet war und gestern nachmittag durch unseren Angriff begonnen wurde. Wir wissen nur, daß alle vor dem Kriege bei Sed-ül-Bahr und Teke Burun angelegten Schützengräben von uns besetzt wurden und daß unsere im Zentrum vorrückenden Truppen neun Geschütze genommen haben. Große Zeltlager der Feinde fielen mit den Zelten und deren Inhalt in unsere Hände. Unsere Artillerie versenkte ein mit Truppen beladenes feindliches Transportschiff. Die außerordentlich große Beute konnte noch nicht gezählt werden. Die feindlichen Verluste dürften sehr groß sein. Einer unserer Flieger griff einen feindlichen Doppeldecker vom System Farman an und brachte ihn zum Absturz, das Flugzeug fiel, in Flammen gehüllt, bei Sed-ül-Bahr nieder. Der Feind, der an dieser Front alle Mittel anwandte, um uns ins Herz zu treffen, hat als ganzes Ergebnis große Verluste und Einbuße an Material erlitten und wurde zur Flucht gezwungen, er hat alle Hoffnungen aufgeben müssen dank der Tapferkeit unserer Armee, die im Vertrauen auf ihr Recht eine Tapferkeit und eine Ausdauer zeigte, die es wert sind, in der Geschichte verzeichnet zu werden. Wir preisen die, welche in Erfüllung ihrer Pflicht den Tod gefunden haben, und danken unseren siegreichen Truppen.
An der Irakfront griff der auf eine Division geschätzte Feind, der sich in Imam Alligarbi befand, in der Absicht, Kut el Amara zu Hilfe zu kommen, am 6. und 7. Januar unter dem Schutze von vier Kriegsschiffen unsere Stellungen bei Cheik Said, einen Tagemarsch zwischen diesen beiden Orten, sehr heftig an. Der Angriff wurde durch einen Gegenangriff unser Truppen, die einige Gefangene machten, vollständig abgeschlagen. Die feindlichen Verluste werden auf 3000 Mann geschätzt. Besonders ein feindliches Kavallerieregiment erlitt sehr schwere Verluste. Sonst ist nichts zu melden.
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10000 Engländer in Kut el Amara eingeschlossen

Konstantinopel, 9. Januar.
Nachrichten von der Irakfront zufolge wird Kut el Amara, das durch die von den Türken bei ihrer Verteidigung am Knie des Tigrisflusses errichteten, von den Engländern ein wenig umgebauten Befestigungen in eine kleine Festung umgewandelt ist, gegenwärtig von türkischen Truppen eingeschlossen, die bereits bis zur Hauptbefestigungslinie vorgedrungen sind. Man hofft, daß die Festung entweder durch Sturmangriffe oder durch Aushungerung bald genommen werden kann, so daß die über 10000 Mann starke englische Besatzung gefangengenommen werden würde.
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Neuer Gewaltakt der Alliierten 

Verhaftung von Konsularvertretern auf Mytilene

Athen, 9. Januar. (Havas.)
Aus Mytilene wird gemeldet: Eine Abteilung von Truppen des Vierverbandes hat den deutschen Vizekonsul Courtgis, der griechischer Untertan ist, und seinen Sohn, den Dragoman des Konsulats, festgenommen. Ebenso wurden der österreichisch-ungarische Konsularagent Bartzili, ein osmanischer Würdenträger, der deutsche Kommissionär Hoffner und mehrere andere Personen, die verdächtig erschienen, verhaftet. Alle wurden auf ein Kriegsschiff der Alliierten gebracht.
Auch eine Athener Reuter-Meldung berichtet aus Mytilene, daß die Militärbehörden der Alliierten die dortigen österreichischen, deutschen und türkischen Konsularvertreter aus denselben Gründen wie in Saloniki verhaftet haben.
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Untergang des Schlachtschiffes "King Edward VII"

London, 9. Januar. (Amtlich.)
Das Schlachtschiff "King Edward VII" ist auf eine Mine gestoßen und mußte wegen des hohen Seeganges aufgegeben werden. Es sank bald darauf. Die Besatzung konnte das Schiff rechtzeitig verlassen. Verluste an Menschenleben sind nicht zu beklagen, nur zwei Mann sind verletzt.
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Kundgebung des Partei-Ausschusses der deutschen Sozialdemokratie

Berlin, 9. Jan. (Priv.-Tel.)
Der Parteiausschuß der Sozialdemokratie hat vorgestern und gestern in Gemeinschaft mit dem Parteivorstand in Berlin getagt. Er beschäftigte sich mit dem Stand der Organisation und der Presse, der Situation in der Partei und den Beziehungen zu den sozialistischen Parteien im Auslande. Der Parteiausschuß nahm zum Schlusse seiner Verhandlungen mit 28 gegen 11 Stimmen folgende Entschließung an: "Der Parteiausschuß, nach dem Statut der Partei berufen, über wichtige, die Gesamtpartei berührende Fragen ein Gutachten abzugeben, erklärt zu den Vorgängen in der Reichstagsfraktion und zu der Bewilligung der Kriegskredite: Die Zustimmung der Fraktion zu den Kriegskrediten am 21. Dezember 1915 war wohlgründet. Sie ist die folgerichtige Fortführung der am 4. April 1914 eingeleiteten Politik, deren Voraussetzungen auch heute noch gegeben sind. Die Gegner zeigen noch keinerlei Geneigtheit zum Frieden, beharren vielmehr auf ihrer Absicht, Deutschland und seine Verbündeten wirtschaftlich und militärisch niederzuwerfen. Die Durchkreuzung der Politik unserer Fraktion durch das Vorgehen der 20 Fraktionsmitglieder, die entgegen dem Fraktionsbeschluß die Kredite ablehnten und eine besondere Erklärung abgaben, ist aufs schärfste zu verurteilen. Diese Sonderaktion ist zugleich ein schroffer Bruch mit den besten Überlieferungen der Arbeiterbewegung und gefährdet die Einheit und Schlagkraft der Partei in bedrohlicher Weise. Sie ist nicht geeignet, die von der Gesamtfraktion unternommene Friedensaktion zu stärken, und dient den Interessen der Arbeiterklasse in keiner Richtung. Das Ergebnis des französischen Sozialistenkongresses ist dafür der denkbar durchschlagendste Beweis. Insbesondere Verdient das Verhalten des Genossen Haase die schärfste Mißbilligung. Indem Haase sich an dem Disziplinbruch beteiligte, hat er aufs neue und in noch schlimmerer Weise als durch das "Gebot der Stunde" gegen die Pflicht verstoßen, die ihm sein Amt als Vorsitzender der Parteiorganisation auferlegt." Weiter stellt der Parteiausschuß fest, daß der "Vorwärts" seine Pflicht als Zentralorgan der Partei nicht erfülle. Statt die Politik der Partei zu vertreten, fördere die Redaktion des "Vorwärts" die auf Parteizerrüttung gerichteten Bestrebungen. Damit verwirke der "Vorwärts" jedes Recht, als Zentralorgan der deutschen Partei zu gelten.
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Der 1. Weltkrieg im Januar 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

2) "Frankfurter Zeitung"

 

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