Die
"Möwe" nach einem deutschen Hafen heimgekehrt
Korvettenkapitän
Burggraf und Graf zu Dohna-Schlodien
Berlin, 4.
März. (W. B. Amtlich.) S. M. S. "Möwe", Kommandant Korvettenkapitän
Burggraf und Graf zu Dohna-Schlodien, ist heute nach mehrmonatiger erfolgreicher
Kreuzfahrt mit 4 englischen Offizieren, 29 englischen Seesoldaten und Matrosen,
166 Köpfen feindlicher Dampferbesatzungen - darunter 103 Indern - sowie einer
Million Mark in Goldbarren, in einen heimischen Hafen eingelaufen. Das Schiff
hat folgende feindliche Dampfer aufgebracht und zum größten Teil versenkt, zum
kleineren als Prisen nach neutralen Häfen gesandt: "Corbridge", 3687
Bruttoregistertonnen, "Author", 3496 Bruttoregistertonnen, "Trader", 3609
Bruttoregistertonnen, ,"Ariadne", 3035 Bruttoregistertonnen, "Dromonby" 3627
Bruttoregistertonnen, "Farring-ford", 3146 Bruttoregistertonnen, "Clan
Mactavish" 5816 Bruttoregistertonnen, "Appam", 7781 Bruttoregistertonnen,
"Westburn", 3300 Bruttoregistertonnen, "Horace", 3335 Bruttoregistertonnen,
"Flamenco", 4629 Bruttoregistertonnen, "Edinburgh", 1473 Bruttoregistertonnen,
"Saxon Prince", 3471 Bruttoregistertonnen, alles englische Schiffe, "Maroni"
(französisch), 3109 Bruttoregistertonnen, "Luxemburg" (belgisch), 4322
Bruttoregistertonnen. S. M. S. "Möwe" hat ferner an mehreren Stellen der
feindlichen Küste Minen gelegt, denen u. a. das englische Schlachtschiff "Eduard
VII." zum Opfer gefallen ist.
Der Chef des
Admiralstabes der Marine.
Die
"Frankfurter Zeitung" schreibt dazu: Die glückliche Rückkehr der "Möwe"
in den heimischen Hafen reiht sich würdig an die kühnen Heldenfahrten an, von
denen die Kriegsgeschichte unserer Marine zu melden weiß. Mehrere Monate hat das
Gespensterschiff auf den Hochstraßen des Weltverkehrs im Atlantischen Ozean
gespukt. Am 2. Februar, als Reuter die Nachricht verbreitete, daß ein englisches
Dampfschiff, die "Appam", mit einer deutschen Prisenbesatzung in einem
amerikanischen Hafen angekommen sei, vernahm man zum ersten Male etwas von jenem
deutschen Kriegsfahrzeug, das an den Kanarischen Inseln nicht weniger als sieben
englische Dampfschiffe mit über 20000 Tonnen in den Grund gebohrt und die
"Appam", ein Schiff von über 7000 Tonnen, gekapert hatte. Am 24. Februar wurde
gemeldet, daß die "Westburn" mit den Besatzungen von sechs anderen feindlichen
Schiffen in Santa Cruz auf Teneriffa eingelaufen sei, die gleichfalls von der
"Möwe" in den Grund gebohrt worden waren. Wochenlang hat sich die ganze Welt den
Kopf darüber zerbrochen, welche Bewandtnis es mit jenem kühnen Kreuzer habe, der
so ungeniert und erfolgreich dem seebeherrschenden England zum Trotze im
Atlantischen Ozean der englischen Schiffahrt Abbruch tun konnte. Die "Times",
der wie der ganzen englischen Presse der Gedanke peinlich war, daß ein deutsches
Kriegsschiff die Blockade gebrochen haben und ins freie Meer gelangt sein könne,
äußerte die Vermutung, daß eines der in Südamerika internierten deutschen
Kauffahrteischiffe sich heimlich bewaffnet habe und ausgelaufen sei. Die knappe
Meldung des Admiralstabs lüftet jetzt den Schleier, der über dem
Gespensterschiff gebreitet lag: Es handelt sich in der Tat um ein deutsches
Kriegsschiff - der Name des Kommandanten, Korvettenkapitän Burggraf und Graf zu
Dohna - Schlodien, war inzwischen bereits bekannt geworden - das aus einem
deutschen Hafen ausgelaufen war und jetzt nach mehrmonatiger Fahrt in seinen
Heimatshafen wieder eingelaufen ist. Es muß also zweimal glücklich die Blockade
der englischen Flotte gebrochen haben, wobei es noch Gelegenheit fand, auf der
Ausreise an der englischen Küste Minen zu legen. Es vermehrt den jungen Ruhm der
"Möwe", daß auf sein Konto auch das englische Schlachtschiff "Edward VII." zu
setzen ist, das am 10. Januar an der schottischen Küste unterging.
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