Der Weltkrieg am 26. April 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Erfolgreicher Angriff bei Celles (Vogesen)

Großes Hauptquartier, 26. April.   
Westlicher Kriegsschauplatz:
Südlich des Kanals von La Bassée wurde der Angriff stärkerer englischer Abteilungen gegen von uns besetzte Sprengtrichter nach heftigem Nahkampf abgeschlagen. Der Minenkrieg wird von beiden Seiten mit Lebhaftigkeit fortgesetzt. Westlich von Givenchy-en-Gohelle besetzten wir die Trichter zweier gleichzeitig gesprengter deutscher und englischer Stollen, machten einige Gefangene und erbeuteten ein Maschinengewehr. Erfolgreiche Patrouillenunternehmungen unserseits fanden zwischen Vailly und Craonne statt.
Ein erwarteter französischer Teilangriff gegen den Wald südwestlich von Ville-aux-Bois wurde abgeschlagen. Es sind 60 Franzosen gefangengenommen und ein Maschinengewehr erbeutet.
Auf der Höhe von Vauquois, nordöstlich von Avocourt, östlich von "Toter Mann" waren Kämpfe mit Handgranaten im Gange. Angriffsabsichten des Feindes gegen unsere Gräben zwischen "Toter Mann" und Cauretteswäldchen wurden erkannt und durch Feuer gegen die bereitgestellten Truppen vereitelt.
Östlich der Maas entwickelten die beiderseitigen Artillerien sehr lebhafte Tätigkeit.
Nordöstlich von Celles (Vogesen) brachte uns ein sorgfältig vorbereiteter Angriff in Besitz der ersten und zweiten französischen Linie auf und vor der Höhe 542. Bis in den dritten Graben vorgedrungene kleinere Abteilungen sprengten dort zahlreiche Unterstände. An unverwundeten Gefangenen sind 84 Mann, an Beute zwei Maschinengewehre und ein Minenwerfer eingebracht.
Abgesehen von anderen Fliegerunternehmungen, belegte eines unserer Flugzeuggeschwader östlich von Clermont den französischen Flughafen Brocourt und den stark belegten Ort Jubécourt mit einer großen Anzahl von Bomben. Zwei feindliche Flugzeuge sind über Fleury (südlich von Douaumont) und westlich davon im Luftkampf abgeschossen.
Deutsche Heeresluftschiffe haben nachts die englischen Befestigungs- und Hafenanlagen von London, Colchester (Black Water) und Ramsgate, sowie den französischen Hafen und die großen englischen Ausbildungslager von Etaples angegriffen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Ein deutsches Flugzeuggeschwader warf ausgiebig Bomben auf die Flugplätze von Dünaburg.
Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Flotten und Luftschiffangriff gegen die englische Ostküste

Der "King Stephen" versenkt

Berlin, 26. April.
Am 25. April mit Hellwerden haben Teile unserer Hochseestreitkräfte die Befestigungswerke und militärisch wichtigen Anlagen von Great Yarmouth und Lowestoft mit gutem Erfolg beschossen. Danach haben sie eine Gruppe feindlicher kleiner Kreuzer und Torpedobootszerstörer unter Feuer genommen. Auf einem der Kreuzer wurde ein schwerer Brand beobachtet, ein Torpedobootszerstörer und zwei feindliche Vorpostenschiffe wurden versenkt. Eins der letzteren war der englische Fischdampfer "King Stephen", der, wie erinnerlich, sich seinerzeit weigerte, die Besatzung des in Seenot befindlichen deutschen Luftschiffes "L 19" zu retten. Die Besatzung des Fischdampfers wurde gefangengenommen. Die übrigen feindlichen Seestreitkräfte zogen sich zurück, auf unserer Seite keine Verluste. Alle Schiffe sind unbeschädigt zurückgekehrt.
Gleichzeitig mit dem Vorstoß unserer Seestreitkräfte griff in der Nacht vom 24. zum 25. April ein Marineluftschiffgeschwader die östlichen Grafschaften Englands an. Es wurden Industrieanlagen von Cambridge und Norwich, Bahnanlagen bei Lincoln, Batterien bei Winterton, Ipswich, Norwich und Harwich sowie feindliche Vorpostenschiffe an der englischen Küste mit gutem Erfolg mit Bomben belegt. Trotz heftiger Beschießung sind sämtliche Luftschiffe unversehrt in ihren Heimatshäfen gelandet.
Flugzeuge unserer Marine-Feldfliegerabteilung in Flandern haben am 25. April frühmorgens die Hafenanlagen, Befestigungen und den Flugplatz von Dünkirchen wirkungsvoll mit Bomben belegt. Sie sind sämtlich unversehrt zurückgekehrt.
Die bereits gemeldeten Vorpostengefechte vor der flandrischen Küste vom 24. April wurden am 25. April fortgesetzt. Dabei wurden durch unsere Seestreitkräfte ein englischer Torpedobootszerstörer schwer beschädigt und ein Hilfsdampfer versenkt, dessen Besatzung gefangen nach Zeebrügge eingebracht worden ist. Unsere Streitkräfte sind auch von diesen Unternehmungen unbeschädigt zurückgekehrt. Der Feind hat sich aus dem Gebiet der flandrischen Küste zurückgezogen.

Der Chef des Admiralstabs der Marine. 1)

 

Ein englisches U-Boot versenkt

Berlin, 26. April.
Am 25. April ist das englische U-Boot "E 22" in der südlichen Nordsee durch unsere Streitkräfte versenkt worden. Zwei Mann gerettet und gefangen. Ein  Boot erzielte

Der Chef des Admiralstabs der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Zurückwerfung der Italiener im Suganatal und bei Selz

Wien, 26. April. Amtlich wird verlautbart:
Russischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Am Südwestrande der Hochfläche von Doberdo kam es wieder zu heftigen Kämpfen. Östlich Selz war es dem Feinde gelungen, in größerer Frontbreite in unsere Stellung einzudringen, als er aber den Angriff fortsetzen wollte, schritten unsere Truppen zum Gegenangriff, jagten ihn bis in ihre alten Gräben zurück und vertrieben ihn auch aus diesen in erbittertem Handgemenge. Somit sind auch hier alle unsere ursprünglichen Stellungen in unserem Besitz. 130 Italiener wurden gefangengenommen.
Das Artilleriefeuer war an vielen Punkten der küstenländischen Front sehr lebhaft.
An der Kärntner Front war die Gefechtstätigkeit gering.
Am Col di Lana setzten unsere schweren Mörser ihr Feuer fort. Die Tätigkeit der feindlichen Artillerie hat nachgelassen.
Im Sugana-Abschnitt räumten die Italiener alle ihre Stellungen zwischen Votto und Roncegno, in denen viel Kriegsmaterial gefunden wurde, und zogen sich nach Roncegno zurück.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Schwere Unruhen in Dublin

London, 26. April. (Priv.-Tel.)
Wie Reuter meldet, teilte im Unterhause Birrell, der Minister für Irland mit: Gestern brachen in Dublin Unruhen aus. Eine große, meistenteils bewaffnete Menge, die zu der revolutionären Vereinigung Sinn Fein gehört, besetzte St. Stephensgreen und bemächtigte sich des Postamtes, wo sie die telegraphischen und telephonischen Verbindungen durchschnitt. Sie besetzte auch Häuser in den wichtigsten Straßen und längs dem Ufer. Im Laufe des Tages kamen Soldaten aus dem Lager von Currach, und die Behörden wurden Herr der Lage. Soweit bis jetzt bekannt ist, sind 3 Offiziere, 4 oder 5 Soldaten, 2 loyale Freiwillige und 2 Polizeibeamte getötet, 4 oder 5 Offiziere, 7-8 Soldaten und 6 loyale Freiwillige verwundet. Genauere Angaben über die Verluste der Sinn Feiner sind noch nicht erhalten worden. Berichte aus Cork, Limerick, Ennis, Tralee und Tipperary besagen, daß dort keine Unruhen vorgefallen sind.

Die "Frankfurter Zeitung" schreibt dazu:
Daß es in Irland schon seit einigen Monaten nicht mehr stimmte, ging aus Berichten hervor, die die englische Presse, besonders konservativer Richtung, von Zeit zu Zeit veröffentlichte. Irland betrachtete den Krieg nicht als seinen Krieg, die Werbungen hatten dort nur geringen Erfolg und obwohl Redmond und die Nationalistenpartei bei jeder Gelegenheit ihre Loyalität gegen das Reich versicherten, wofür sie übrigens in den Blättern der irischen Unabhängigkeitspartei, der Sinn Fein, als Verräter gebrandmarkt wurden, wagte man doch nicht, auch nur die Teilwehrpflicht, wie sie im Januar angenommen wurde, auf Irland auszudehnen, vermutlich, weil man sich vor dem Ausbruch eines Aufstandes oder wenigstens vor bewaffnetem Widerstand fürchtete. Auf der anderen Seite warben die Sinn Feiner fortgesetzt für sich Freiwillige, die in Dublin und anderen Städten des Landes am St. Patrickstage große Umzüge Veranstalteten und ganz offen für ein unabhängiges Irland demonstrierten. Diese Freiwilligen waren, wie "Times" und "Morning Post" berichteten, fortgesetzt in der Lage, sich Gewehre zu verschaffen. Auch gelegentliche Gerichtsurteile über Vergehen gegen die Loyalität zeigten, daß es in der irischen Bevölkerung gärte. Selbst in das Heer scheint die irische Bewegung übergegriffen zu haben, und wenn auch der irische Soldat nach der kriegerischen Überlieferung des Volkes da, wo er in den Kampf eingriff, sich stets tapfer schlug, so wußte doch der "Gaelie American", ein amerikanisches Irenblatt, schon im Anfang des Krieges zu berichten, daß ein irisches Regiment in Frankreich ein Londoner Regiment, das bei einem Krawall in Dublin auf die Menge geschossen hatte, angegriffen und bis auf den letzten Mann zusammengeknallt habe. Von englischer Seite ist unseres Wissens eine Widerlegung nicht erfolgt. Wenn es jetzt in Dublin zu einem ernsten Aufruhr gekommen ist, bei dem es Tote und Verwundete gegeben hat, so darf man freilich diesem Ereignis eine Bedeutung für den Gang des Krieges zunächst nicht beimessen. Daß aber der Reutersche Bericht und die Mitteilungen der Regierung im Parlament von dem Bestreben diktiert sind, die Lage möglichst schön zu färben, ist offensichtlich. Man weiß das ja auch von der Art, in der England über den Aufstand in Südafrika, die Meuterei in Singapur u. a. berichtet hat. Wenn es richtig ist, daß die Aufständischen noch am Montag abend vier bis fünf Stadtteile von Dublin besetzt hielten, so sind die Vorgänge jedenfalls kein Kinderspiel. Daß die englische Regierung dabei wieder versucht, Deutschland als Urheber des Aufstandes hinzustellen, gehört zum Ganzen. Als ob die Jahrhunderte alte Erbitterung Irlands über die englische Tyrannei ein deutsches Einfuhrerzeugnis wäre! Der Dubliner Aufstand zeigt eben, wie das wahre Gesicht des "menschenfreundlichen" England aussieht, dessen leitender Minister sich eben noch vor französischen Ohren über die Behandlung der Polen in Deutschland heuchlerisch entrüstet. Tatsachen reden. Die preußischen Polen tun tapfer ihre Pflicht im Kampf gegen die Entente, und ihre daheimgebliebenen Landsleute denken an keine Empörung. In Dublin aber, der Hauptstadt Irlands, das seit 700 Jahren unter Englands segensreichem Zepter steht, empört sich das Volk und wird durch Pulver, Blei und wahrscheinlich auch den Strick von der Güte und Vorzüglichkeit Englands überzeug.
Der Unterschied sollte auch den Amerikanern, aus deren Boden ja Millionen von Haus und Hof vertriebener Iren leben, zu denken geben. Die Nachrichten von den Dubliner Vorgängen werden auf diese nicht ohne Eindruck bleiben.

 

Der 1. Weltkrieg im April 1916

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1) TEXTQUELLEN:
Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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