Der Weltkrieg am 27. April 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Neuer Luftschiffangriff auf England

Großes Hauptquartier, 27. April.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Südöstlich von Ypern nahmen wir die englischen Stellungen unter kräftiges Feuer, dessen gute Wirkung durch Patrouillen festgestellt wurde. Südlich von St. Eloi wurde ein stärkerer feindlicher Handgranatenangriff durch Feuer zum Scheitern gebracht.
Im Abschnitt Givenchy-en-Gohelle - Neuville-St.Vaast sprengten wir mit Erfolg mehrere Minen, entrissen in anschließenden Handgranatenkämpfen bei Givenchy dem Gegner ein Stück seines Grabens und wiesen Gegenangriffe ab.
Englische Vorstöße nördlich der Somme blieben ergebnislos.
Im Maasgebiet ist es neben heftigen Artilleriekämpfen nur links des Flusses zu Infanterietätigkeit gekommen, mit Handgranaten vorgehende englische Abteilungen wurden zurückgeschlagen.
Deutsche Patrouillenunternehmungen an mehreren Stellen der Front, so in der Gegend nordöstlich von Armentières und zwischen Vailly und Craonne, waren erfolgreich.
Im Luftkampf wurde je ein Flugzeug bei Souchez und südlich von Tahure, durch Abwehrgeschütze ein drittes südlich von Parroy abgeschossen. Die Bahnlinie im Noblettetal südlich von Suippes wurde durch ein deutsches Flugzeuggeschwader ausgiebig mit Bomben belegt.
Heute nacht kam ein Luftschiffangriff gegen die Hafen- und Bahnanlagen von Margate an der englischen Ostküste zur Ausführung.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Die Lage ist unverändert. Eins unserer Luftschiffe warf auf die Werke sowie die Hafen- und Bahnanlagen von Dünamünde Bomben ab.
Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Ein englisches Bewachungsfahrzeug auf der Doggerbank vernichtet

Berlin, 27. April.
In der Nacht vom 26. zum 27. April wurden von Teilen unserer Vorpostenstreitkräfte auf der Doggerbank ein größeres englisches Bewachungsfahrzeug vernichtet und ein englischer Fischdampfer als Prise aufgebracht.

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Italienischer Angriff bei Selz abgeschlagen

Wien, 27. April.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz:
An der küstenländischen Front war der Artilleriekampf gestern und heute nacht stellenweise sehr lebhaft. - Abends setzte gegen unsere wiedergewonnenen Gräben östlich Selz Trommelfeuer ein. Ein darauf folgender feindlicher Angriff wurde abgeschlagen. Der Monte San Michele stand nachmittags unter heftigem Feuer aller Kaliber. Am Tolmeiner Brückenkopf und nördlich davon wirkte unsere Artillerie kräftig gegen die italienischen Stellungen. Bei Flitsch verjagten unsere Truppen den Feind aus einem Stützpunkt im Rombongebiet und nahmen einen Teil der aus Alpini bestehenden Besatzung gefangen. An der Tiroler Front ist die Lage unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Die englische Niederlage am Suezkanal

Konstantinopel, 27. April. (Amtlicher Bericht.)
An der Irakfront keine Veränderung.
An der Kaukasusfront haben feindliche Truppen, ungefähr eine Brigade, aus drei Einheiten zusammengesetzt, am 25. April unsere Stellungen auf dem rechten Flügel im Gebiete des Ortes Surem, unmittelbar südlich von Bitlis, angegriffen; der Angriff dauerte acht Stunden. Bei seinem Vorgehen wurde der Feind in einer Entfernung von 300 Meter von unserer Stellung von uns seinerseits angegriffen so daß sein Angriff scheiterte und unter großen Verlusten zwei Kilometer weit nach Norden zurückgetrieben. Im Zentrum herrschte Ruhe. Aus dem linken Flügel versuchte der Feind in der Nacht zum 26. April im Abschnitt von Dschewislik unsere Stellung überraschend anzugreifen, wurde aber mit Verlust abgewiesen. Zusammenstöße in der Nachbarschaft von Polathane blieben unentschieden.
Am 23. April überflog eines unserer Wasserflugzeuge Imbros und griff aus einer Höhe von 800 Meter die Anlagen und Flugzeugschuppen des Feindes im Hafen mit Bomben an, diese platzten sämtlich, und man konnte einen Brand in den Schuppen feststellen. Maschinengewehre und eine Batterie des Feindes am Hafen eröffneten das Feuer, ohne eine Wirkung auf unser Flugzeug ausüben zu können, welches unversehrt heimkehrte.
Bei dem Zusammenstoß zwischen dem Feinde und unserer gemischten Abteilung in der Umgebung von Katia, östlich vom Suezkanal, am 23. April waren die vier Schwadronen feindlicher Kavallerie vollständig aufgerieben und die überlebenden gegen Katia hin zurückgetrieben worden. Späterhin machte unsere Abteilung einen Sturmangriff gegen den von allen Seiten her verstärkten Feind in seinen befestigten Stellungen bei Katia, zerstörte den größeren Teil dieser Stellungen und das Lager und tötete ihm viele Leute, eine kleine Anzahl feindlicher Soldaten, die dem Tod entging, wurde zu regelloser Flucht gegen den Kanal hin gezwungen. Ein Oberst, ein Major, sowie 21 Hauptleute und Leutnants, zusammen 23 feindliche Offiziere, welche nicht hatten fliehen können, 257 unverwundete Soldaten und 24 Verwundete wurden gefangengenommen. Die Truppen unserer Abteilung sowie unsere Kamelreiter und besonders unsere Freischärler aus Medina haben sich in diesem Gefecht bei Katia mit hervorragender Tapferkeit geschlagen. Am Morgen des 25. April machte der Feind, um sich für die hier erlittene Niederlage zu rächen, eine Luftstreife mit einem Geschwader von neun Flugzeugen und warf trotz der Zeichen und Flaggen des Roten Halbmondes absichtlich etwa 70 Bomben auf das Lazarett des vorgenannten Ortes, wodurch er zwei unserer Verwundeten und einen verwundeten Gefangenen, der dort gepflegt wurde, tötete und zwei andere von neuem verwundete. Eines unserer Flugzeuge, das darauf einen Flug unternahm, warf mit Erfolg Bomben auf ein feindliches Kriegsschiff vor El Arisch, unser anderes Flugzeug griff feindliche Dampfer, welche auf der Reede von Port Said ankerten, und militärische Einrichtungen in diesem Hafen, sowie alle Lager des Feindes zwischen Port Said und El Kantara mit Bomben und Maschinengewehrfeuer an und kehrte unversehrt zurück.

 

Der Irenführer Sir Roger Casement von den Engländern gefangen


Sir Roger Casement

Berlin, 27. April.
Wie verlautet, ist der irische Politiker Casement bei dem Versuche, nach Irland zurückzukehren, gefangen und als Landesverräter dem Kriegsgericht überwiesen worden. Bekanntlich war seinerzeit aus Casement von seiten des britischen Generalkonsuls in Norwegen ein Mordanschlag geplant worden, dem er durch die Treue seines Dieners entging. (Berliner Zeitungen.)

 

Die Unruhen in Irland

Asquith
Asquith

London, 27. April. (Priv.-Tel.)
Im Unterhause gab Asquith folgendes Telegramm des Vizekönigs von Irland bekannt: 
"Der Zustand ist befriedigend und die Truppen haben St. Stephensgreen besetzt. Elf Aufständische sind getötet worden. Die Nachrichten aus der Provinz sind beruhigend. Der Generalsekretär der Feldwache berichtet, daß in Droghede die nationalistischen Freiwilligen unter die Waffen getreten sind um der Regierung zu helfen. (Beifall.) Verschiedene Bürger haben ebenfalls ihre Hilfe angeboten." Asquith teilte weiter mit, daß in Stadt und Grafschaft Dublin der Belagerungszustand verhängt worden, daß energische Maßregeln zur Unterdrückung der Bewegung getroffen worden seien, und daß die Aufständischen gefangen genommen würden. Außer in Dublin sei es in Irland ruhig. Es seien lediglich drei unbedeutende Fälle von Störungen der öffentlichen Ordnung vorgekommen. Schritte seien getan worden, um die Freunde Englands im Auslande genau über die wahre Bedeutung dieser neuesten deutschen Kampagne auf dem laufenden zu halten. Asquith dementierte die Nachricht, daß das Palais des Vizekönigs durch die Aufständischen besetzt sei, ebensowenig verfügten sie über Maschinengewehre. - Im Oberhause erklärte Lansdowne: Wenn er auch den Ernst der Lage nicht verkleinern wolle, so sei der ganze Aufstand zu einem schmählichen Mißerfolg verurteilt. Die letzten Berichte seien sehr beruhigend. Es seien 25 Aufständische getötet und 22 verwundet worden. Außerdem seien zwei loyale Freiwillige und zwei Polizeibeamte getötet und sechs loyale Freiwillige verwundet worden. Im Oberhause wurde weiter noch mitgeteilt: Am 24. unternahmen die Aufständischen einen wenig kräftigen Ansturm auf das Palais des Vizekönigs, sie besetzten St. Stephensgreen, hielten die Truppen, die nach den Kasernen zurückkehrten, auf und feuerten von den Dächern auf die Soldaten. Sie besetzten das Postamt und zwei Eisenbahnstationen und durchschnitten die Telegraphenlinien. In der Provinz blieb es im allgemeinen ruhig. Die Regierung hatte ausführliche Telegramme erhalten und daraus ersehen, daß das Hauptquartier der Sinn Feiner, die Liberty Hall, zum Teil zerstört und nun durch die Soldaten besetzt sei. Ein geschlossener Kordon von Truppen sei im Zentrum Dublins und am nördlichen Ufer des Flusses aufgestellt. Eine Anzahl Bataillone seien aus England angekommen.

London, 27. April. (Priv.-Tel.)
Im Oberhause teilte Lord Lansdowne mit, daß Sir Roger Casement, der an der Westküste Irlands Waffen und Munition zu landen versucht habe, gefangen genommen sei.

Iralee (Irland), 27. April (W. B.)
Reuter meldet: Ein Gerichtsbeamter und ein Postbeamter wurden Freitag nacht in Iralee unter der Anklage der Verschwörung und Unterstützung der Waffeneinfuhr aus Feindesland verhaftet. Die Verhaftung hängt mit der Beschlagnahme eines Bootes mit Waffenladung und Munition in der Bucht von Iralee zusammen Man glaubt, daß die Waffen für die Freiwilligen der Sinn Fein bestimmt waren. Ein Mann unbekannter Nationalität wurde bei dem Boote verhaftet und nach Dublin gebracht.

London, 27. April. (Priv.-Tel.)
Reuter meldet: In Killarglin wurde ein aus Limerick kommendes Automobil, in dem drei unbekannte Männer saßen, von dem Ufer aus in den Fluß hineingetrieben. Der Chauffeur entkam, die beiden Männer ertranken. Man glaubt, daß auch sie bei der Waffenexpedition beteiligt waren. Das beschlagnahmte Boot hatte, wie man annimmt, Beziehungen zu dem unter falscher Flagge fahrenden Schiffe, das an der Küste kreuzte, um Waffen für die Sinn Feiner an Land zu bringen. In Tralee herrscht große Erregung über den Vorfall. - Die Blätter bringen den Angriff auf Lowestoft und Yarmouth in Beziehung mit den Unruhen in Dublin und der Gefangennahme Casements.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im April 1916

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1) TEXTQUELLEN:
Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

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