Der 1. Weltkrieg am 28. April 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Im Maasgebiet keine Veränderung

Großes Hauptquartier, 28. April.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Bei Kämpfen in der Gegend östlich von Vermelles sind 46 Engländer, darunter 1 Hauptmann, gefangengenommen, 2 Maschinengewehre, 1 Minenwerfer erbeutet. Im Maasgebiet hat die Lage keine Veränderung erfahren.
Durch die planmäßige Beschießung von Ortschaften hinter unserer Front, namentlich von Lens und Vororten, ferner vieler Dörfer südlich der Somme und der Stadt Roye sind in der letzten Woche wieder vermehrte Verluste unter der Bevölkerung, besonders an Frauen und Kindern, eingetreten. Die Namen der Getöteten und Verletzten werden wie bisher in der "Gazette des Ardennes" veröffentlicht.
Nach Luftkampf stürzte je ein feindliches Flugzeug westlich der Maas über
Bethelainville und bei Very ab, ein drittes in unserem Abwehrfeuer bei Frapelle (östlich von St. Dié). Ein deutsches Geschwader warf zahlreiche Bomben auf die Kasernen und den Bahnhof von St. Menehould.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Die Lage an der Front ist im allgemeinen unverändert.
Die Bahnanlagen und Magazine von Rjezyca wurden von einem unserer Luftschiffe, mehrere russische Flughäfen von Flugzeuggeschwadern angegriffen.
Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Ein russisches Linienschiff mit Bomben belegt

Berlin, 28. April.
Am 27. April haben drei deutsche Flugzeuge das russische Linienschiff "Slawa" im Rigaischen Meerbusen mit 31 Bomben beworfen. Mehrere Treffer und Brandwirkung sind einwandfrei beobachtet worden. Trotz heftiger Beschießung sind sämtliche Flugzeuge unversehrt zurückgekehrt.

Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Nichts Neues an den k. u. k. Fronten

Wien, 28. April.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Gefechtstätigkeit war gering. Die Lage ist unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Das englische Flaggschiff "Russell" gesunken

London, 28. April.
Die Admiralität teilt mit, daß das Flaggschiff "Russell" das die Flagge des Konteradmirals Fremantle führte, im Mittelmeer auf eine Mine gestoßen und gesunken ist. 124 Mann werden vermißt, 676 wurden gerettet.
Notiz: Das Flaggschiff "Russell" maß 14220 t war mit vier 30,5-cm-, zwölf 15,2-cm- und zwölf 7,6-cm-Kanonen bewaffnet und hatte vier Torpedolanzierrohre. Seine Geschwindigkeit betrug 19½ Knoten.
1)

 

Gescheiterte Hilfe für Kut el Amara

London, 28. April.
Das Kriegsamt teilt mit, daß in der Nacht zum 24. April ein Versuch unternommen worden sei, ein Schiff mit Lebensmitteln nach Kut el Amara zu senden, daß aber der Versuch trotz äußerster Unerschrockenheit leider mißlungen sei. Flugzeuge hätten festgestellt, daß das Schiff ungefähr vier englische) Meilen östlich von Kut el Amara auf Grund geraten sei.
1)


Die Unruhen in Irland

London, 28. April. (Priv.-Tel.)
Reuter meldet:
Im Unterhaufe erklärte Asquith, der Zustand in Irland sei noch ernst. Die Aufständischen halten auch fernerhin wichtige öffentliche Gebäude in Dublin besetzt, und es werde immer noch in den Straßen gekämpft Es seien Anzeichen dafür vorhanden, daß die Bewegung sich ausbreite, vor allen Dingen im Westen, wo die strengsten Vorsichtsmaßregeln getroffen und die Truppen, soweit es die Lage erfordere, verstärkt wurden. Das Kriegsgesetz werde über ganz Irland verhängt werden und General Sir John Maxwell erhielt Vollmacht unter dem Kriegsrecht. Die Regierung werde eine genaue Untersuchung nach den Ursachen und der Verantwortung für den Aufstand einleiten. Redmond erklärte, daß er im Namen der Nationalisten und der überwältigenden Mehrheit des irischen Volkes sein Gefühl der Verachtung gegenüber den Rebellen auszusprechen wünsche. Carson sagte, er schließe sich gern Redmond an und werde wie dieser alles mögliche tun, um den Aufruhr niederzuringen. Soweit Reuter. Daß die Regierung es nicht wagte, die volle Wahrheit über den Aufstand in Irland zu sagen, geht aus den Blättern hervor. Birrell war bei der vorsichtigen Art, mit der er von dem Aufstand sprach, wie er selbst zugab, von der Erwägung geleitet, zu verhindern, daß nach den neutralen Ländern "übertriebene" Nachrichten von der irischen Bewegung telegraphiert würden. Vor allen Dingen geschah dies im Hinblick auf die zahlreichen Iren Amerikas. Die "Times" beklagt sich lebhaft darüber, daß Mitteilungen über den Aufstand sehr spärlich flossen. Jeder müsse spüren, daß nicht die volle Wahrheit gesagt werde. Wenn dies geschehe, um nicht die öffentliche Meinung zu beunruhigen, so sei dies eine falsche Berechnung, denn nun habe die Phantasie vollkommen freies Spiel. Weiter wirft die "Times" der Regierung von Irland vor, daß sie die Bewegung habe kommen sehen müssen. Es seien genug Anzeichen dafür vorhanden gewesen. Birrell habe es jedoch vorgezogen, den Kopf in den Sand zu stecken. Jeder, der Irland kenne, müsse übrigens von dem kommenden Aufstand überzeugt gewesen sein, und es sei unmöglich, anzunehmen, daß die Unterbeamten den Minister ohne nähere Informationen gelassen hätten. Auch Lord Lansdowne habe im Oberhause zugegeben, daß man allgemein gewußt habe, was brüte. Die Sinn Feiner hätten mit ihren Vorbereitung absolut kein Geheimnis gemacht. Sie bewaffneten sich, sie wurden gedrillt, sie hielten Paraden ab und veranstalteten selbst Straßenkämpfe in der Hauptstadt, alles dies ließ der Minister zu. Er habe sein Amt wie eine Sinekure aufgefaßt.
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Der 1. Weltkrieg im April 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

2) "Frankfurter Zeitung"

 

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