Der Weltkrieg am 6. Juni 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Verlustreiche französische Angriffe östlich der Maas

Großes Hauptquartier, 6. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Auf dem östlichen Maasufer wurden die Stellungen tapferer Ostpreußen auf dem Fuminrücken im Laufe der Nacht nach erneuter sehr starker Artillerievorbereitung wiederum viermal ohne den geringsten Erfolg angegriffen, der Gegner hatte unter unserem zusammenwirkenden Artilleriesperrfeuer, Maschinengewehr- und Infanteriefeuer besonders schwere Verluste.
Im übrigen ist die Lage unverändert.
Östlicher und Balkankriegsschauplatz:
An deutscher Front keine besonderen Ereignisse.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Fortdauer der großen russischen Offensive 
an der k. u. k. Front

Wien, 6. Juni.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die Schlachten im Nordosten dauern fast an der ganzen 350 Kilometer langen Front mit unverminderter Heftigkeit fort.
Nördlich von Okna nahmen wir gestern nach schweren wechselvollen Kämpfen unsere Truppen aus den zerschossenen ersten Stellungen in eine fünf Kilometer südlich vorbereitete Linie zurück. Bei Jaslowiec an der unteren Strypa ging der Feind heute früh nach starker Artillerievorbereitung zum Angriff über. Er wurde überall geworfen, stellenweise im Handgemenge.
Westlich von Trembowla brach zur selben Zeit ein starker russischer Angriff unter dem Feuer unserer Geschütze zusammen. Westlich und nordwestlich von Tarnopol wurde gleichfalls erbittert gekämpft. Wo immer der Feind vorübergehend Vorteile errang, wurde er ungesäumt wieder geworfen. Vor einer Bataillonsfront liegen 350 russische Leichen.
Auch bei Saponow führten die zahlreichen Vorstöße des Feindes zu keinem wesentlichen Ergebnis.
Zwischen Mlynow an der Ikwa und dem Raume westlich von Olyka, wo sich die Russen fortwährend verstärken, ist nach wie vor ein erbittertes Ringen im Gange.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Lage ist unverändert. Ein Geschwader von Seeflugzeugen griff gestern nacht die Bahnanlage von San Dona di Piave an der Livenza und von Latisana an. Unsere Landflieger belegten die Bahnhöfe von Verona, Ala und Vicenza ausgiebig mit Bomben.
Seit dem Beginn dieses Monats wurden über 9700 Italiener, darunter 184 Offiziere, gefangengenommen, 13 Maschinengewehre und fünf Geschütze erbeutet.
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Ruhe.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Neue "Opfer ihrer eigenen Landsleute"

Berlin, 6. Juni.
Mit unheimlicher Stetigkeit vermehrt sich die Zahl der "Opfer ihrer eigenen Landsleute" in dem von uns besetzten französisch-belgischen Gebiete. Im Monat Mai 1916 sind nach der "Gazette des Ardennes" durch Artilleriefeuer und Fliegerbomben unserer Gegner unter den friedlichen Landeseinwohnern die folgenden blutigen Verluste verursacht worden: Tot: 11 Männer, 8 Frauen, 5 Kinder. Verwundet: 26 Männer, 31 Frauen, 3 Kinder. Von den Verwundeten sind nachträglich ihren Verletzungen erlegen: 1 Mann, 1 Frau, 2 Kinder.
Die Gesamtzahl der seit dem September 1915 festgestellten Opfer der englischen, belgischen und französischen Beschießung unter den Bewohnern des eigenen oder des verbündeten Landes hat sich hiernach auf 1403 Personen erhöht. 
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Englische Gerettete über die Seeschlacht - Über 7000 englische Marinemannschaften ertrunken

Berlin, 6. Juni. 
Engländer, die von der deutschen 5. Torpedobootsflottille während der Seeschlacht vor dem Skagerrak aufgefischt wurden, haben ausgesagt, daß der Schlachtkreuzer "Princeß Royal" schwere Schlagseite gehabt habe, als die "Queen Mary" im Gefecht mit der deutschen ersten Aufklärungsgruppe und fast gleichzeitig der kleine Kreuzer "Birmingham" sanken. Ferner seien an diesem Teile des Gefechts alle fünf Überdreadnoughts der "Queen-Elizabeth"-Klasse beteiligt gewesen. Andere englische Gefangene, welche von der deutschen 3. Torpedobootsflottille gerettet wurden, haben unabhängig voneinander und unter schriftlicher Bestätigung ausgesagt, daß sie das Sinken des "Warspite", des Schlachtkreuzers "Princeß Royal" und von "Turbulent", "Nestor" und "Alcaster" mit Sicherheit gesehen hätten. Von einem deutschen U-Boot ist 90 Seemeilen östlich der Tyne-Mündung nach der Seeschlacht vor dem Skagerrak ein Schiff der "Ironduke"-Klasse mit schwerer Schlagseite und mit sichtlich viel Wasser im Vorschiff mit Kurs auf die englische Küste gesichtet worden. Dem Unterseeboot gelang es wegen ungünstiger Stellung zu dem Schiff und wegen schwerer See nicht, zum Schuß zu kommen. Der englische Verlust an Menschenleben während der Seeschlacht vor dem Skagerrak wird auf über 7000 geschätzt. 
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Der 1. Weltkrieg: Der englische Panzerkreuzer "Hampshire", der mit Lord Kitchener an Bord am 5. Juni 1916 unterging
Der englische Panzerkreuzer "Hampshire", der mit Lord Kitchener an Bord am 5. Juni 1916 unterging

Lord Kitchener mit seinem Stabe ertrunken - Versenkung des Panzerkreuzers "Hampshire"


Lord Kitchener

London, 6. Juni.
Die Admiralität teilt amtlich mit:
Der Oberkommandierende der Großen Flotte meldet, er müsse zu seinem großen Bedauern berichten, daß das Kriegsschiff "Hampshire", das sich mit Lord Kitchener und seinem Stabe an Bord auf dem Wege nach Rußland befand, letzte Nacht westlich der Orkney-Inseln durch eine Mine oder vielleicht durch einen Torpedo versenkt wurde. Die See war sehr stürmisch, und obwohl sofort alle möglichen Schritte unternommen wurden, um rasche Hilfe zu leisten, besteht, wie man fürchtet, wenig Hoffnung, daß irgend jemand mit dem Leben davongekommen ist.
(Anmerkung: "Hampshire" ist ein Panzerkreuzer von 11000 Tonnen, der 1903 vom Stapel gelaufen ist.) 

London, 6. Juni. (Amtliche Meldung.) 
Lord Kitchener befand sich auf Einladung des Zaren und im Auftrage der britischen Regierung auf dem Wege nach Rußland, um Gelegenheit zu nehmen, wichtige militärische und Finanzfragen zu besprechen. Kitchener hatte nur den ihm persönlich zugeteilten Stab mit sich sowie einen Beamten des Auswärtigen Amts und zwei Vertreter des Munitionsministeriums.
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Rede des Kaisers über den Seesieg

Berlin, 6. Juni. 
Der Kaiser hat am 5. Juni in Wilhelmshaven von Bord des Flottenflaggschiffes an die an Land angetretenen Abordnungen sämtlicher an der Seeschlacht beim Skagerrak beteiligten Schiffe und Fahrzeuge etwa folgende Ansprache gehalten:

"So oft Ich in den vergangenen Jahren Meine Marine in Wilhelmshaven besucht habe, jedesmal habe Ich Mich in tiefster Seele gefreut über den Anblick der sich entwickelnden Flotte, des sich erweiternden Hafens. Mit Wohlgefallen ruhte Mein Auge auf der jungen Mannschaft, die im Exerzierschuppen aufgestellt war, bereit, den Fahneneid zu leisten. Viele Tausende von euch haben dem Obersten Kriegsherrn ins Auge geschaut, als sie den Eid leisteten. Er hat euch aufmerksam gemacht auf eure Pflicht, auf eure Aufgabe. Vor allen Dingen darauf, daß die deutsche Flotte, wenn es einmal zum Krieg kommen sollte, gegen eine gewaltige Übermacht zu kämpfen haben würde. Dieses Bewußtsein ist in der Flotte zur Tradition geworden, ebenso wie es im Heere gewesen ist schon von Friedrichs des Großen Zeiten an: Preußen wie Deutschland sind stets umgeben gewesen von übermächtigen Feinden. Darum hat sich unser Volk zu einem Block zusammenschweißen lassen müssen, der unendliche Kräfte in sich aufgespeichert hat, bereit, sie loszulassen, wenn Not an den Mann käme. Aber so gehobenen Herzens wie am heutigen Tage habe Ich noch nie eine Fahrt zu euch gemacht. Jahrzehntelang hat sich die Mannschaft der deutschen Flotte aus allen deutschen Gauen zusammengesetzt und zusammengeschweißt in mühevoller Friedensarbeit - immer mit dem einen Gedanken: Wenn es losgeht, dann wollen wir zeigen, was wir können! Und es kam das große Jahr des Krieges. Neidische Feinde überfielen unser Vaterland. Heer und Flotte waren bereit. Aber für die Flotte kam nur eine schwere Zeit der Entsagung. Während das Heer in heißen Kämpfen gegen übermächtige Feinde allmählich die Gegner niederringen konnte, einen nach dem ändern - wartete und harrte die Flotte vergeblich auf den Kampf. Die vielfachen einzelnen Taten, die ihr beschieden waren, sprachen deutlich von dem Heldengeist, der sie beseelte. Aber so, wie sie es ersehnte, konnte sie sich doch nicht betätigen. Monate um Monate verstrichen, große Erfolge auf dem Lande wurden errungen, und noch immer hatte die Stunde für die Flotte nicht geschlagen. Vergebens wurde ein Vorschlag nach dem ändern gemacht, wie man es anfangen könne, den Gegner herauszubringen. Da endlich kam der Tag. Eine gewaltige Flotte des meerbeherrschenden Albion, das seit Trafalgar hundert Jahre lang über die ganze Welt den Bann der Seetyrannei gelegt hatte, den Nimbus trug der Unüberwindbarkeit -
da kam sie heraus. Ihr Admiral war wie kaum ein anderer ein begeisterter Verehrer der deutschen Flotte gewesen. Ein tapferer Führer an der Spitze einer Flotte, die über ein vorzügliches Material und tapfere alte Seeleute verfügte - so kam die übermächtige englische Armada heran, und die untere stellte sie zum Kampf. Und was geschah? Die englische Flotte wurde geschlagen! Der erste gewaltige Hammerschlag ist getan, der Nimbus der englischen Weltherrschaft geschwunden. Wie ein elektrischer Funke ist die Nachricht durch die Welt geeilt und hat überall, wo deutsche Herzen schlagen, und auch in den Reihen unserer tapferen Verbündeten beispiellosen Jubel ausgelöst. Das ist der Erfolg der Schlacht in der Nordsee. Ein neues Kapitel der Weltgeschichte ist von euch aufgeschlagen. Die deutsche Flotte ist imstande gewesen, die übermächtige englische Flotte zu schlagen. Der Herr der Heerscharen hat eure Arme gestählt, hat euch die Augen klar gehalten. Aber Ich stehe heute hier als euer Oberster Kriegsherr, um tiefbewegten Herzens euch Meinen Dank auszusprechen. 
Ich stehe hier als Vertreter und im Namen des Vaterlandes, um euch seinen Dank, und im Auftrage und im Namen Meines Heeres, um euch den Gruß der Schwesterwaffe zu überbringen. Jeder von euch hat seine Pflicht getan, am Geschütz, am Kessel, in der Funkenbude. Jeder hatte nur das große Ganze im Auge, niemand dachte an sich, nur ein Gedanke beseelte die ganze Flotte: Es muß gelingen; der Feind muß geschlagen werden. so spreche Ich den Führern, dem Offizierkorps und den Mannschaften vollste Anerkennung und Dank aus. Gerade in diesen Tagen, wo der Feind vor Verdun anfängt langsam zusammenzubrechen und wo unsere Verbündeten die Italiener von Berg zu Berg verjagt haben und immer noch weiter Zurückwerfen, habt ihr diese herrliche große Tat vollbracht. Auf alles war die Welt gefaßt, auf einen Sieg der deutschen Flotte über die englische nie und nimmermehr. Der Anfang ist gemacht. Dem Feind wird der Schreck in die Glieder fahren! Kinder! Was ihr getan habt, das habt ihr getan für unser Vaterland, damit es in alle Zukunft auf allen Meeren freie Bahn habe für seine Arbeit und seine Tatkraft. So ruft denn mit Mir aus:
Unser teures, geliebtes, herrliches Vaterland - Hurra, Hurra, Hurra"
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Der bulgarische Heeresbericht:

Die Kämpfe an der mazedonischen Front

Sofia, 6.Juni.
Bericht des Generalstabes vom 5.Juni. 
An der mazedonischen Front weder Ereignisse noch Zusammenstöße von besonderer Wichtigkeit. Die Operationen beschränken sich auf schwache Zusammenstöße zwischen unseren und den feindlichen Patrouillen. Am 3.Juni zerstreute unsere Artillerie zwei feindliche Kompagnien nördlich des Dorfes Popovo (östlich des Doiransees) und zwang sie zurückzugehen. Zwei andere Kompagnien wurden gezwungen, Verschanzungsarbeiten aus der Höhe 570 nordöstlich des Dorfes Corni Poroj auszugeben und sich in dieses Dorf zu flüchten. Am selben Tage warfen feindliche Flieger Bomben aus die Stadt Doiran und die Dörfer Lugandjik und Nikolitsch, aber ohne jeden Erfolg. Am 4. Juni nahm eine unserer Patrouillen am Doiransee eine französische Patrouille gefangen, die von einem Offiziersaspiranten befehligt war. Erwähnenswert ist, daß in den letzten Tagen der Feind Patrouillen gebraucht, die mit griechischen oder türkischen Uniformen bekleidet sind.
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Der türkische Heeresbericht:

Türkische Erfolge im Irak und Kaukasus

Konstantinopel, 6. Juni.
Hauptquartiersbericht. Im Abschnitt von Fellahie keine Veränderung. Die seit einiger Zeit in Kasri Schiri in Südpersien versammelten russischen Streitkräfte rückten aus einem Nachtmarsch in der Nacht vom 20. zum 21. Mai in der Richtung Kasri Schirin -Khanikin vor und griffen in drei Kolonnen unsere vorgeschobenen Abteilungen bei Khanikin an. Während ihre Truppen vom rechten und vom linken Flügel unsere Abteilungen zu umgehen versuchten, wurden sie durch unsere Reservetruppen von hinten und in der Flanke angegriffen. Die Flügeltruppen sowie zwei andere feindliche Einschließungskolonnen wurden zerstreut und zu regelloser Flucht gezwungen, sie wurden einige Zeit von den Unseren verfolgt. 57 Gefangene, eine Anzahl Gewehre, Bomben und Kosakenlanzen fielen im Verlauf dieses Kampfes in unsere Hände. Die feindlichen Verluste werden auf 800 Mann geschätzt, darunter, wie durch Zählung festgestellt, über 100 Tote.
An der Kaukasusfront ist die Lage auf dem rechten Flügel unverändert. Im Zentrum setzten unsere Truppen staffelförmig und mit Erfolg ihre Offensive fort und sind bis auf 8 Kilometer westlich von Aschkale herangerückt. Die seit einiger Zeit wirksam gegen den linken Flügel des Feindes durchgeführte Offensive wurde seit vorgestern gegen die Stellungen des feindlichen rechten Flügels auf den Ostabhängen des Kopeberges ausgedehnt. Hier vertrieben unsere Truppen durch Bajonettangriffe den Feind aus seinen Stellungen in einer Ausdehnung von 14 Kilometer und jagten ihn 8 Kilometer weiter nach Osten, wobei sie ihm Verluste von über 1000 Mann an Toten und Verwundeten zufügten und 67 Gefangene machten. Um den Rückzug seines linken Flügels zu verhindern, setzte uns der Feind in den Kämpfen, die bis zum Abend des 22. Mai heftig anhielten, hartnäckigen Widerstand entgegen und versuchte von Zeit zu Zeit einige Angriffe, die vor den ungestümen Stürmen unserer Truppen vollständig zusammenbrachen. Unsere Truppen besetzten die beherrschenden Stellungen auf diesem Flügel. Namentlich die Bergketten des Nairamgebirges, von denen aus unsere Stellungen auf dem Kopeberge wirksam bestrichen werden konnten, fielen gänzlich in unsere Hände. So geht die im Zentrum auf einer Front von über 50 Kilometer durchgeführte Offensive trotz der Unbilden der Witterung zu unseren Gunsten weiter. 
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Tod des Präsidenten der chinesischen Republik


Jüanschikai

Schanghai, 6. Juni. (Meldung des Reuterschen Bureaus.)
Jüanschikai ist Montag früh gestorben. 
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Der 1. Weltkrieg im Juni 1916

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1) TEXTQUELLEN:
Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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