Der deutsche Heeresbericht:
Französische
Angriffe gegen Thiaumont gescheitert
Kurt Wintgens
Großes
Hauptquartier, 1. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Die an vielen Stellen auch nachts wiederholten englisch-französischen
Erkundungsvorstöße sind überall abgewiesen, Gefangene und
Material blieben mehrfach in unserer Hand. Die Vorstöße wurden
durch starkes Feuer, durch Gasangriffe oder Sprengungen eingeleitet.
Heute früh hat sich beiderseits der Somme die Gefechtstätigkeit
erheblich gesteigert.
Nordöstlich von Reims und nördlich von Le Mesnil scheiterten
kleinere Unternehmungen der feindlichen Infanterie.
Westlich der Maas fanden örtliche Infanteriekämpfe statt Auf dem
Ostufer versuchte der Feind unsere Stellungen auf der "Kalten
Erde", am und im Panzerwerk Thiaumont wieder zu nehmen, indem
er, ähnlich wie am 22. und 23. Mai gegen den Douaumont, starke
Massen zum Sturm ansetzte. Ebenso wie damals hat er auf Grund
unwesentlicher örtlicher Anfangserfolge die Wiedereroberung des
Werkes in seinen amtlichen Veröffentlichungen von heute nacht
voreilig gemeldet. In Wirklichkeit ist sein Angriff überall unter
schwersten Verlusten gescheitert. Seine an einzelnen Stellen bis in
unsere Linien vorgeprellten Leute wurden gefangen; insbesondere
haben das ehemalige Panzerwerk nur Gefangene betreten.
Deutsche Patrouillenunternehmungen nördlich des Waldes von Parroy
und westlich von Senones waren erfolgreich.
Seine Majestät der Kaiser hat dem Leutnant Wintgens, der gestern südwestlich
von Château-Salins einen französischen Doppeldecker abschoß, in
Anerkennung der hervorragenden Leistungen im Luftkampf den Orden
Pour le Mérite verliehen.
Durch Geschützfeuer wurden ein feindliches Flugzeug bei Bras, durch
Maschinengewehrfeuer ein anderes in Gegend des Werkes Thiaumont außer
Gefecht gesetzt.
Feindliche Geschwaderangriffe auf Lille verursachten keine militärischen
Verluste, wohl aber haben sie, besonders in der Kirche St. Sauveur
erhebliche Opfer unter der Bevölkerung gefordert, die an Toten und
Verwundeten 50 übersteigen. Ebenso wurden in den Städten Douai,
Bapaume, Péronne und Nesle durch französisches und englisches
Feuer sowie Fliegerbomben zahlreiche französische Einwohner getötet
oder verwundet.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Westlich von Kolki, südwestlich von Sokul und bei Wiczyny wurden
russische Stellungen genommen. Westlich und südwestlich von Luck
sind für uns erfolgreiche Kämpfe im Gange. An Gefangenen haben die
Russen hier gestern 15 Offiziere, 1365 Mann, seit dem 16. Juni 26
Offiziere, 3165 Mann eingebüßt.
Bei der Armee des Generals Grafen von Bothmer hat der Feind
vergeblich südöstlich von Tlumacz geführte Kavallerie-Attacken
mit schweren Verlusten bezahlen müssen.
Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.
Oberste Heeresleitung. 1)
Aus dem "Dresdner Anzeiger" vom 27. 9. 16:
"Der Heldentod des
Fliegerleutnants Wintgens"
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