Der Weltkrieg am 17. Oktober 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

Westfront 1. Weltkrieg: Eine Nachschubstraße hinter der englischen Front an der Somme
Eine Nachschubstraße hinter der englischen Front an der Somme
Aufnahme vom 17. Oktober 1916

Der deutsche Heeresbericht:

Siegreiche Abwehr starker russischer Angriffe

Großes Hauptquartier, 17. Oktober. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Armee des Generalfeldmarschalls Herzogs Albrecht von Württemberg: 
An vielen Stellen der Front rege Patrouillen- und Feuertätigkeit. 
Bei der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht lagen die Stellungen beiderseits der Somme tagsüber unter starkem Artilleriefeuer, das kräftig erwidert wurde. 
Bei der Bekämpfung feindlicher Batterien leisteten unsere Beobachtungsflieger wertvolle Dienste. Angriffe erfolgten abends nördlich des Flusses gegen die Anschlußlinien von Gueudecourt und Sailly, südlich gegen unsere Stellungen nördlich von Fresnes-Mazancourt. Bei Guendecourt brachen die Anstürme im Sperrfeuer zusammen, bei Sailly und Fresnes scheiterten sie im Nahkampf, der um kleine Grabenteile noch andauert. 
Unsere Kampfflieger schossen sechs feindliche Flugzeuge ab, davon drei hinter den feindlichen Linien. Hauptmann Bölcke setzte wieder zwei Gegner außer Gefecht. 
Heeresgruppe Kronprinz: 
In der Champagne wurde ein französischer Vorstoß nördlich von Le Mesnil abgewiesen, im Argonnen- und Maasgebiet war der Artilleriekampf stellenweise lebhaft. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Wieder war die Front der Heeresgruppe Linsingen westlich von Luck und die des Generalobersten Böhm-Ermolli an der Narajowka der Schauplatz siegreicher Abwehr starker feindlicher Angriffe, bei denen der Russe ohne jeden Erfolg von neuen. Menschenmassen opferte. So stürmten seit frühem Morgen frisch herangezogene und wieder aufgefüllte Verbände zehnmal gegen die unter stärkstem Artilleriefeuer gehaltenen Stellungen hannoverscher und braunschweigischer Truppen zwischen Siniawka und Zubilno und gegen österreichisch-ungarische Linien südlich von Zaturcy vergeblich an. Abends setzten gegen den Abschnitt Pustomyty-Bubnow nach heftiger Feuervorbereitung dreimal wiederholte starke Angriffe ein, die ebenfalls verlustreich mißlangen. Das gegen die Stellung der Armee des Generals Grafen v. Bothmer gerichtete feindliche Artilleriefeuer steigerte sich mittags zu größter Heftigkeit und dauerte, nur durch die wiederholten feindlichen Anläufe unterbrochen, bis zur Dunkelheit an. Alle Infanterieangriffe wurden auch hier abgeschlagen und dem Feinde eine schwere Niederlage bereitet. Gardefüsiliere und pommersche Grenadiere stießen dort dem rückweichenden Feinde nach, nahmen die vordersten feindlichen Gräben in 2 Kilometer Breite und brachten 36 Offiziere, 1900 Mann gefangen, 10 Maschinengewehre als Beute ein. 
Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Ein am 15. Oktober unternommener Vorstoß russischer Bataillone bei Jamnica (nördlich von Stanislau) hatte ebensowenig Erfolg wie Angriffe gegen den Gipfel des D. Coman in den Karpathen. Südlich von Dorna Watra gewannen unsere Truppen Höhen östlich des Neagrabaches. 
Kriegsschauplatz in Siebenbürgen: 
An den Paßstraßen auf der Ostfront leisten die Rumänen Widerstand. Südlich und westlich des Beckens von Kronstadt (Brasso) ist die Lage im allgemeinen unverändert. 
Balkan-Kriegsschauplatz: 
In der Dobrudscha nichts Neues. 
An der mazedonischen Front wurden räumlich begrenzte Angriffe bei Gradesnica (südlich von Monastir), an der Terna und nördlich der Nidza Planina abgewiesen.

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff.
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Die Wirkung unserer letzten Zeppelin-Angriffe

Berlin, 17. Oktober.
Über die verheerende Wirkung unserer letzten Luftangriffe, besonders auch über London, ist durch die Aussagen einwandfreier Augenzeugen bisher folgendes festgestellt worden: Beim Angriff vom 23. September wurden mehr als 100 Gebäude schwer beschädigt, die zum Teil nur noch Trümmerhaufen sind. Der Schaden wird auf über 2 Millionen Lstrl. (40 Millionen Mark) geschätzt. In der Nähe der Eisenbahnstation London-Brighton wurden durch 3 schwere Bomben 10 Einfamilienhäuser völlig zerstört. Regent Street, die Hauptgeschäftsstraße in London, wurde zum größten Teile niedergelegt. In einer südlichen Vorstadt Londons wurde eine Munitionsfabrik vernichtet. Die Eisenbahnstation Liverpool Street sowie Brücke und Bahngleise wurden derart verwüstet, daß die Benutzung unmöglich wurde, und die Wiederherstellung längere Zeit erfordern wird. Zwei Konservenfabriken im südlichen Stadtteil wurden vernichtet. Eine Untergrundbahnlinie, die zum Piccadilly-Zirkus führt, war drei Tage gesperrt.
Beim Angriff vom 2. Oktober wurden über 200 Familien infolge Zerstörung ihrer Wohnungen obdachlos. Bei Thameshaven wurde an den Benzoltanks großer Schaden angerichtet. In Maple Street ist eine Reihe von 20 Häusern vernichtet. Die großen Reislagerräume der Firma Denny Sons wurden vernichtet. An der Ecke Stratford-High Street und Bowroad wurde ein Haus völlig zerstört. Die Bombe drang bis in den Keller. Die südöstlich hiervon liegenden Gebäude - fast die Hälfte des ganzen Häuserblocks - wurden gleichfalls zerstört.
In Grimsby wurde eine Kaserne getroffen und über 400 Soldaten getötet.
Auf dem Humber wurde ein dort ankernder großer Kreuzer mit vier Schornsteinen durch eine Bombe getroffen. Der Menschenverlust beträgt ungefähr 60 Mann. Ebendaselbst wurden zwei englische Kriegsschiffe mit einem bzw. zwei Schornsteinen schwer beschädigt.
In Hull wurden schwerste Verwüstungen angerichtet. In einigen Stadtteilen stehen nur die Häuserwände, alles übrige ist ein Schutthaufen.
In Leeds wurde enormer Schaden an Munitionsfabriken und Eisenbahnstationen angerichtet.
Im Hafen von Portsmouth wurden zwei Jachten zerstört und ein Wachtlokal vernichtet. Ein Dock wurde schwer beschädigt. mehrere Eisenbahnwagen explodierten. Die Spritbrennerei der Firma Pink & Sons und die Frucht- und Lagerspeicher der Firma Eldes & Fysse daselbst wurden gleichfalls getroffen. Ein Güterzug von 12 Wagen voll Pferden wurde vernichtet.
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Die Heldentaten des "U 35" (126 Schiffe versenkt)


Kapitänleutnant v. Arnauld de la Perrière

Berlin, 17. Oktober.
Dem Kapitänleutnant v. Arnauld de la Perrière ist, wie wir erfahren, der Orden Pour le mérite verliehen worden. Der also Ausgezeichnete hat in dreivierteljähriger Tätigkeit als Führer eines U-Bootes einen außerordentlichen Schneid entwickelt. In diesem Zeitraum hat er nämlich im ganzen 126 Schiffe mit insgesamt 270000 t versenkt, darunter zwei kleine Kreuze, mehrere Hilfskreuzer, darunter "Gallia", "Provence" und "Minneapolis", Transportdampfer, die für die Saloniki-Expedition bestimmt waren, und 11 bewaffnete Dampfer. Er hat bei diesen Unternehmungen im ganzen 17, zum Teil schwere Gefechte bestanden, und es gelang ihm, 4 Geschütze zu erbeuten, eine für ein U-Boot gleichfalls sehr beträchtliche Leistung. Bei einer einzigen Unternehmung versenkte v. Arnauld allein 190000 t. Der Gesamtschaden, den er den Feinden zufügte, beziffert sich auf rund 450 Millionen Mark. Das U-Boot, mit dem Kapitänleutnant v. Arnauld seine Heldentaten ausführte, war "U 35", dem bekanntlich auch die Fahrt nach Cartagena geglückt war. (Berl. Ztgen.)
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Der italienische Kreuzer "Libia" torpediert

Berlin, 17. Oktober. 
Eines unserer Unterseebote hat am 7. Oktober im Mittelmeer den italienischen geschützten Kreuzer "Libia" durch einen Torpedotreffer schwer beschädigt.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 17. Oktober. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
In den Grenzräumen südlich von Nagy-Szeben (Hermannstadt) und Brasso (Kronstadt) blieb die Kampflage unverändert. Im Görgenygebirge hält der rumänische Widerstand an. In der Dreiländerecke, südlich von Dorna Watra, vertrieben wir den Feind von den Höhen östlich der Neagra. 
In den Waldkarpathen und südlich des Dnjestr wurden vereinzelte Vorstöße der Russen abgeschlagen. Die Schlachten an der Narajowka und in Wolhynien dauern fort. Der Feind holte sich in beiden Räumen abermals schwere Niederlagen. 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Südlich von Lipnica Dolna stürmten die russischen Massen bis in die Nacht hinein gegen die Stellungen der deutschen Truppen an; alles war vergebens. Deutsche Gardebataillone stießen dem geworfenen Feind bis in seine Gräben nach und setzten sich dort fest. Die Russen ließen 36 Offiziere, 1900 Mann und 10 Maschinengewehre in der Hand unserer Verbündeten. 
In Wolhynien richteten sich die russischen Angriffe wieder gegen die deutschen und österreichisch-ungarischen Streitkräfte des Generalobersten von Tersztyansky. Nach heftiger Beschießung brachen nachmittags zwischen Pustomyty und Swiniuchy, westlich von Bubnow, südlich von Zaturcy und zwischen Zaturcy und Kisielin die russischen Kolonnen los. Die feindlichen Anstürme erneuten sich trotz ungeheurer Verluste an einzelnen Stellen dreimal, nördlich von Zaturcy sogar bis zu zehnmal. Aber auch diese Stoßkraft überlegener Massen reichte nicht hin, die tapfern Verteidiger zu erschüttern. Der Feind drang nirgends durch; unsere Truppen errangen einen vollen Erfolg.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der 1. Weltkrieg im Oktober 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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