Der Weltkrieg am 29. Dezember 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Russische Stellungen an der Ostfront von Siebenbürgen gestürmt -
Siegreicher Vorstoß westlich der Maas

Großes Hauptquartier, 29. Dezember.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Auf dem Westufer der Maas führten gestern an der Höhe 304 und am Südhang des "Toten Mannes" Teile der Infanterieregimenter Nr. 13 und Nr. 155 und des Füsilierregiments Nr. 37, sämtlich von der Somme her rühmlichst bekannt, Vorstöße in die französischen Stellungen aus. Eingehende Vorbereitung durch Artillerie und die durch ihre Wirkung der Infanterie unentbehrlich gewordenen, bewährten Minenwerfer bahnten den Stoßtruppen den Weg bis in die zweite und dritte Linie der feindlichen Stellungen, aus denen 222 Gefangene, dabei 4 Offiziere, und 7 Maschinengewehre zurückgebracht wurden. In den genommenen Gräben wurden mehrere, auch nachts wiederholte Gegenangriffe der Franzosen abgewiesen.
Am Walde von Cheppy und Malancourt holten sich wackere Württemberger und Badener mehrere Gefangene aus der feindlichen Stellung.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Nichts Wesentliches.
Heeresfront des Generaloberst Erzherzog Joseph:
Der Südflügel der Heeresgruppe unter dem Befehl des Generals der Infanterie v. Gerok hat sich in Übereinstimmung mit den Bewegungen in der Großen Walachei in dem Gebirge ostwärts vorgeschoben. Deutsche und österreichisch-ungarische Truppen haben in dem schwierigen Höhengelände der Ostfront von Siebenbürgen mehrere hintereinanderliegende Stellungen gestürmt. Dabei wurden 1400 Russen und Rumänen gefangen, 18 Maschinengewehre und 3 Geschütze erbeutet.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Auf dem linken Flügel der 9. Armee brachen bayerische und österreichisch-ungarische Truppen unter Führung des Generalleutnants Krafft v. Delmensingen im Gebirge starken Widerstand der verbündeten Gegner und erreichten Dumitresti, 20 km nordwestlich von Rimnicul-Sarat.
Der rechte Armeeflügel stieß zwischen dem Rimnicul-Abschnitt und dem Lauf des Buzaul nach Nordosten vor, nahm mehrere zäh verteidigte Dörfer und ließ dem weichenden Russen keine Zeit, sich in vorbereiteter Stellung am Seenabschnitt festzusetzen. Bei diesen Kämpfen zeichnete sich das Westpreußische Infanterieregiment Nr. 148 aus.
An Gefangenen vom 28. Dezember sind über 1400 Russen, an Beute 3 Geschütze und mehrere Maschinengewehre eingebracht. In der Dobrudscha ist Rachel genommen.
Mazedonische Front:
Keine besonderen Ereignisse.

Der Erste Generalquartiermeister.
   Ludendorff.
1)

 

Weitere Fortschritte der Heeresgruppe Mackensen

Berlin, 29.Dezember, abends. (Amtlich.)
Stärkeres Feuer nördlich der Somme. Gegen Front und Flanke unserer neuen Stellung am "Toten Mann" geführte Angriffe der Franzosen sind abgewiesen worden.
Ostfront: Nichts Besonderes. - Heeresgruppe Mackensen ist im weiteren Fortschreiten.
In Mazedonien Ruhe.
1)

 

Die U-Boot-Beute im November

Berlin, 29. Dezember, abends. (Amtlich.)
Im Monat November sind 138 feindliche Handelsfahrzeuge von insgesamt 314500 Bruttoregistertonnen durch kriegerische Maßnahmen der Mittelmächte verlorengegangen; davon sind 244500 Tonnen englisch. Außerdem sind 53 neutrale Handelsfahrzeuge mit 94000 Bruttoregistertonnen wegen Beförderung von Bannware zum Feinde versenkt worden. Das Monatsergebnis beträgt also insgesamt 408500 Tonnen. Seit Kriegsbeginn sind damit durch kriegerische Maßnahmen der Mittelmächte 3636500 Tonnen feindlichen Handelsschiffraumes verlorengegangen. Davon sind 2794500 Tonnen englisch.

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Ein Völkerrechtsbruch Rußlands

(Drei entflohene deutsche Offiziere
von russischen Soldaten in der Mongolei erschossen)

Nach einem Bericht des kaiserlichen Gesandten in Peking an das Auswärtige Amt sind drei aus russischer Kriegsgefangenschaft in Toroitzkossawsk nach Urga entkommene deutsche Offiziere: Max Graeff, Rittmeister im Hufarenregiment König Humbert Nr. 13, Ludwig v. Werner, Oberleutnant im Jägerregiment zu Pferde Nr. 13, Hans v. Hofmeister, Leutnant d. Res. im Badischen Leibdragonerregiment Nr. 20, trotz chinesischer Eskorte von russischen Soldaten verfolgt und bei dem Orte Kaolin in der Äußeren Mongolei, nahe der Grenze der Inneren Mongolei, erschossen werden. Einzelheiten fehlen. Der chinesische Resident in Urga hat beim russischen Konsul Protest eingelegt. Der Protest ist ihm mit der Erklärung zurückgegeben worden, daß er sich um chinesische Interessen in der Äußeren Mongolei zu kümmern habe, deutsche Kriegsgefangene gingen ihn nichts an. Der kaiserliche Gesandte hat gegen diesen russischen Völkerrechtsbruch, der eine krasse Verletzung der chinesischen Neutralität bautet, scharfe Verwahrung eingelegt. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Russen nördlich Rimnicul-Sarat erneut geworfen

Wien, 29. Dezember.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Nordöstlich und nördlich von Rimnicul-Sarat drängt die Armee des Generals v. Falkenhayn den Feind von Stellung zu Stellung zurück. Im Hochgelände nordwestlich der genannten Stadt wurde er durch die österreichisch-ungarischen und bayerischen Truppen des Generals Krafft v. Delmensingen erneut geworfen. Die zu diesen gehörende Kampfgruppe des Feldmarschalleutnants Ludwig Goldinger steht vor Dedulesci im Kampf. Auch der Südflügel der vom Generaloberst Erzherzog Joseph befehligten Heeresfront hat sich dem Angriff angeschlossen.
Österreichisch-ungarische und deutsche Kräfte entrissen dem Feinde im oberen Zabala-, Naruja- und Putna-Tal eine Reihe stark ausgebauter Stellung und erstürmten bei Harja, nordöstlich von Sosmezö, feindliche Linien. Der Feind ließ bei den gestrigen Kämpfen in der Walachei und im Gebirge westlich von Focsani 3000 Gefangen, 6 Geschütze und über 20 Maschinengewehre in unserer Hand.
Weiter nördlich keine Kämpfe von Bedeutung.
Ein österreichisch-ungarisches Flugzeuggeschwader belegte am 27. d. M. den von feindlichen Truppen stark besetzten Bahnhof von Onesci mit Bomben. Mehrere Gebäude gerieten in Brand.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Auf der Karst-Hochfläche war das italienische Artilleriefeuer gestern lebhafter als in den vergangenen Tagen. Im Wippach-Tale schoß einer unserer Kampfflieger ein feindliches Flugzeug ab.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Eine Friedensnote der drei skandinavischen Staaten

Kopenhagen, 29. Dezember. (Meldung des Ritzauschen Bureaus.)
Die dänische, norwegische und schwedische Regierung haben nach gegenseitigen Verhandlungen ihren Gesandtschaften Auftrag erteilt, den Regierungen der kriegführenden Länder Noten zu überreichen, in denen die drei Regierungen im Anschluß an die Note des Präsenten Wilson bezüglich der Schritte zur Förderung eines dauernden Friedens erklären, daß sie es als eine Vernachlässigung ihrer Pflichten gegen ihre Völker und die ganze Menschheit betrachten würden, falls sie nicht die wärmste Sympathie für alle Bestrebungen aussprächen, welche dazu beitragen könnten, den moralischen und materiellen Leiden und Verlusten, die in stetig steigendem Maße die Folgen des Krieges sind, ein Ende zu machen. Die drei Regierungen sprechen die Hoffnung aus, daß die Initiative des Präsidenten Wilson zu einem Ergebnis führen möge, das der erhabenen Besinnung, die ihn geleitet habe, würdig sei.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Dezember 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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