Der Weltkrieg am 30. Dezember 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Verfolgung des weichenden Feindes in der Walachei

Großes Hauptquartier, 30. Dezember.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Nordwestlich von Lille, an der Somme - vornehmlich auf dem Nordufer - und in einzelnen Abschnitten der Aisne-Front nahm zeitweilig das Feuer zu. Mehrfach wurden Vorstöße englischer und französischer Patrouillen abgewiesen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Auf dem linken Maas-Ufer führten die Franzosen gegen die von uns gewonnenen neuen Linien am "Toten Mann" im Laufe des Tages mehrere, durch starke Feuerwellen eingeleitete Angriffe, die sämtlich abgewiesen wurden.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Bei ungünstiger Witterung die gewöhnliche Grabenkampftätigkeit.
Heeresfront des Generaloberst Erzherzog Joseph:
In den verschneiten Waldkarpathen erfolgreiche Patrouillengänge deutscher Jäger. Im siebenbürgischen Grenzgebirge drangen die deutschen und österreichisch-ungarischen Angriffstruppen trotz hartnäckigen Widerstandes in verschanzten Stellungen und trotz starker Gegenstöße, bei denen der Russe 10 Offiziere, 650 Mann und 7 Maschinengewehre in unserer Hand ließ, weiter vorwärts.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Unsere unermüdlichen Truppen folgen dem auf der ganzen Front zwischen Gebirge und Donau weichenden Feind. Sie stehen in fortschreitendem Kampf in der Linie nordöstlich Vizirul-Sutesti (am Buzaul)-Slobozia (halbwegs Rimnicul-Sarat-Plainesci).
Mazedonische Front:
Nur kleine Gefechte von Streifabteilungen in der Struma-Ebene.

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff.
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Ein deutsches Seeflugzeug über Sulina

Berlin, 30. Dezember. (Amtlich.)
Ein deutsches Seeflugzeug hat am 29. Dezember Hafenanlagen und feindliche Schiffe im Hafen von Sulina mit Bomben belegt und Treffer auf einem Transportdampfer erzielt.

Berlin, 30. Dezember, abends. (Amtlich.)
Bisher keine besonderen Ereignisse gemeldet.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 30. Dezember.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Die in der walachischen Ebene vordringenden verbündeten Streitkräfte haben in ununterbrochenem Kampfe die Linie Vizirul-Sutesti und zwischen Rimnicul-Sarat und Plainesci den Raum von Slobozia gewonnen. Westlich von Plainesci nähert sich die Kampfgruppe des Generals v. Krafft den Bergfüßen. Österreichisch-ungarische Bataillone nahmen hier dem Feind zwei 10-cm-Haubitzen ab.
Der Südflügel der Heeresgruppe des Generaloberst Erzherzog Joseph hat trotz des zähen feindlichen Widerstandes erneut beträchtliche Fortschritte erzielt. Russische Gegenstöße wurden abgeschlagen, 10 Offiziere, 650 Mann und 7 Maschinengewehre als Tagesbeute eingebracht. Nördlich des Uz-Tales scheiterte ein schwächerer russischer Angriff.
Nordwestlich von Zalocze fühlten unsere Offizierspatrouillen mit Erfolg gegen die feindlichen Stellungen vor.
In Wolhynien hat eines unserer Luftgeschwader das Waldlager östlich von Sadow mit Bomben belegt.
Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts von Belang.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Die ablehnende Antwort der Entente auf den Friedensvorschlag der Mittelmächte

Paris, 30. Dezember. (Meldung der Agence Havas.)
Die Antwort der Alliierten auf die Note der feindlichen Mächte betreffend den Vorschlag auf Eröffnung von Friedensverhandlungen ist heute abend dem Botschafter der Vereinigten Staaten durch Ministerpräsident Briand im Namen der alliierten Regierungen von Belgien, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Montenegro, Portugal, Rumänien, Rußland und Serbien übergeben worden. Sie besagt unter anderem:
Eine Anregung ohne Bedingungen für Eröffnung der Verhandlungen ist kein Friedensangebot. Dieser angebliche Vorschlag, der, jeden greifbaren Inhaltes und jeder Genauigkeit entbehrend, durch die Kaiserliche Regierung in Umlauf gesetzt wurde, erscheint weniger als ein Friedensangebot denn als ein Kriegsmanöver. Für die Gegenwart stützt sich das Anerbieten Deutschlands auf eine ausschließlich europäische "Kriegskarte", die nur den äußeren und vorübergehenden Schein der Lage und nicht die wirkliche Stärke der Gegner ausdrückt. Ein Friede, der unter solchen Voraussetzungen geschlossen wird, würde einzig den Angreifern zum Vorteil gereichen. Für die Zukunft verlangen die durch die Kriegserklärung Deutschlands verursachten Verwüstungen, die zahlreichen Attentate, die Deutschland und seine Verbündeten gegen die Kriegführenden und gegen die Neutralen verübt haben, Sühne, Wiedergutmachungen und Bürgschaften (sanction, reparations, garanties).
Deutschland weicht listig dem einen wie dem andern aus. In Wirklichkeit ist die durch die Zentralmächte gemachte Eröffnung weiter nichts, als ein wohlberechneter Versuch, auf die Entwickelung des Krieges einzuwirken und zum Schlusse einen deutschen Frieden aufzunötigen.
In voller Erkenntnis der Schwere, aber auch der Notwendigkeit der Stunde lehnen es die alliierten Regierungen, die unter sich eng verbunden und in voller Übereinstimmung mit ihren Völkern sind, ab, sich mit einem Vorschlage ohne Aufrichtigkeit und ohne Bedeutung zu befassen. Sie versichern noch einmal, daß ein Friede nicht möglich ist, solange sie nicht die Gewähr haben für Wiederherstellung (reparation) der verletzten Rechte und Freiheiten, für die Anerkennung des Grundgesetzes der Nationalitäten und der freien Existenz der kleinen Staaten, solange sie nicht sicher sind einer Regelung, die geeignet ist, endgültig die Ursachen zu beseitigen, die seit langem die Völker bedroht haben, und die einzig wirklichen Bürgschaften für die Sicherung der Welt zu geben.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Dezember 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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