Der
erste Tag der Infanterieschlacht in Flandern
Berlin,
8. Juni.
Das vieltägige unausgesetzte englische Vorbereitungs- und
Zerstörungsfeuer hatte die vordersten deutschen Stellungen
zertrümmert. Die Minensprengungen vor dem Angriff sollten den
letzten Widerstand beseitigen. Allein die schwachen deutschen
Sicherungen, die in dieser vorgeschobenen Zone ausgeharrt hatten,
bereiteten den englischen Sturmkolonnen einen blutigen Empfang, um
sich dann vor der Übermacht der zwischen Ypern und dem
Ploegsteertwalde aus den Gräben quellenden farbigen und weißen
Engländer planmäßig kämpfend zurückzuziehen, so daß die weiter
rückwärts außerhalb des Zerstörungsbereichs der englischen
Geschütze aufgestellten Reserven Zeit hatten, zum Gegenstoß
heranzukommen.
Die bei Armentières stehenden englischen Batterien, die durch
flankierendes Feuer den Angriff unterstützen sollten, wurden durch
die deutsche Artillerie westlich Lille niedergehalten, die durch
Fernfeuer wirksam in den Kampf eingriff. Während die englischen
Sturmkolonnen sich mühsam über den niederen Douverücken
vorarbeiteten, auf dem die Trümmer der Ortschaften und Gehölze ein
einziges staubbedecktes und rauchverqualmtes Chaos bildeten, faßten
sie die schweren Granaten der langen Flachfeuerkanonen in der Flanke
und richteten furchtbare Verheerungen unter ihnen an. Vor ihrer
Front ließen die sich zähe verteidigenden Besatzungen der
vordersten deutschen Gräben, die nur langsam zurückgingen, den
Feind jeden Schritt vorwärts mit Blut bezahlen. Der wirksame
Gegenstoß der Garde und der Bayern, der bis zum Ostrand von
Messines vorstieß, kostete die Engländer neue schwere Opfer und
gab der deutschen Verteidigung Zeit zur planmäßigen Besetzung der
im Heeresbericht genannten Sehnenstellung. Vor dieser entbrannten am
Nachmittage neue schwere Kämpfe, die bis in die Nacht hinein
währten. Die Stellung wurde gehalten. Damit endete die erste Phase
des neuen großen Angriffs, die dem Angreifer erfahrungsgemäß
Geländegewinn und Gefangenenbeute einbringt. Vor der neuen Basis
der tiefgestaffelten deutschen Verteidigungssystems werden neue
Kämpfe entbrennen, die indessen den Engländern und Franzosen
ebensowenig das angestrebte Ziel des strategischen Durchbruchs
eintragen werden wie die eben erst unter schwersten Opfern
zusammengebrochenen großen Angriffe bei Arras, an der Aisne und in
der Champagne. 1) |