Der Weltkrieg am 11. März 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Neuer russischer Durchbruchsversuch bei Augustow gescheitert -
Ein englischer Vorstoß bei Neuve Chapelle

Großes Hauptquartier, 11. März.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Ein englischer Flieger warf über Menin Bomben ab. Erfolg hatte er nur mit einer Bombe, mit der er sieben Belgier tötete und zehn verwundete.
Die Engländer griffen gestern unsere Stellungen bei Neuve Chapelle an; sie drangen an einzelnen Stellen in das Dorf ein. Der Kampf ist noch im Gange. Ein englischer Vorstoß bei Givenchy wurde abgeschlagen.
In der Champagne richteten die Franzosen zwei Angriffe gegen den Waldzipfel östlich von Souain, aus dem sie vorgestern geworfen waren. Beide Angriffe wurden blutig abgewiesen.
Die Kämpfe um den Reichsackerkopf in den Vogesen wurden gestern wieder aufgenommen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Westlich von Sereje nahmen wir den Russen 600 Mann, 3 Geschütze und 2 Maschinengewehre ab.
Ein erneuter Durchbruchsversuch der Russen südlich von Augustow endigte mit der Vernichtung der dort eingesetzten russischen Truppen.
Im Kampfe nordwestlich von Ostrolenka blieben unsere Truppen siegreich; die Russen ließen 6 Offiziere, 900 Mann und 8 Maschinengewehre in unseren Händen.
Unsere Angriffe nördlich und nordwestlich von Prasznysz machten weitere Fortschritte.
Im Kampfe nordwestlich von Nowe Miasto machten wir wieder 1600 Gefangene.

Oberste Heeresleitung. 1)

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Westfront 1915 

 

"U 12" gesunken

Berlin, 11. März. (W. B. Amtlich.)
Die britische Admiralität gibt bekannt, daß das vom Torpedobootzerstörer "Ariel" vernichtete deutsche Unterseeboot nicht "U 20" sondern "U 12" ist. Von der 28 Mann starken Besatzung des Bootes sollen zehn Mann gerettet sein.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Russische Mißerfolge in den Karpathen

Wien, 11. März.
Amtlich wird verlautbart:
Die in den letzten Kämpfen in Russisch-Polen und an der Front in Westgalizien bei und südlich Gorlice eroberten Terrainabschnitte und Höhenlinien sind fest in unserem Besitz. Versuche des Feindes, einzelne Stützpunkte wieder zurückzugewinnen, scheiterten durchweg.
Neuer starker Schneefall in den Karpathen hat die Gefechtstätigkeit sehr behindert. Trotz dieser ungünstigen Witterungsverhältnisse hielten an manchen Teilen der Gefechtsfront Kämpfe an. So wurde bei der Besitznahme einer Höhe der Gegner, mehrere Kompanien stark, zurückgeworfen, 2 Offiziere und 350 Mann gefangen. Einzelne Nachtangriffe des Feindes wurden unter Verlusten des Angreifers zurückgeschlagen.
Den vor den eigenen Stellungen nördlich Nadworna zurückgeworfenen feindlichen Kräften wurden in der Verfolgung noch weitere 280 Mann an Gefangenen abgenommen. Im übrigen an dieser Front sowie in der Bukowina Ruhe.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Die österreichische Flottenaktion vor Antivari

Wien, 11. März. (W. B.)
Aus dem Kriegspressequartier wird gemeldet:
Unsere jüngste Flottenaktion vor Antivari vom 1. auf den 2. März fand in mehreren Blättern eine ganz unrichtige Darstellung; diesen aus der Presse des Auslandes übernommenen entstellten Berichten sei der folgende authentische Sachverhalt gegenübergestellt: Am 1. März um 2 Uhr früh drangen drei unserer Torpedoboote, begleitet von drei Zerstörern, in den Hafen von Antivari ein und landeten eine Abteilung, welche die in den Magazinen am Steinmolo lagernden Vorräte ansteckte und zerstörte. Die zur rascheren Landung französischer Transporte neugebaute hölzerne Mole mit Gleisen und Krananlagen wurde durch Sprengung vollständig demoliert. Die sogenannte Jacht "Rumija", die schon seit Jahren nur zum Warentransport, seit Monaten aber namentlich zum Schleppen von Seglern, die mit Konterbande aus Albanien kamen, verwendet wurde, und die bei andren Aktionen stets geschont worden war, wurde aus dem innersten Hafen herausgeholt und, da das stürmische Wetter ein Fortführen verhinderte, vor der Hafeneinfahrt versenkt. Während dieser Operationen wurden unsere Fahrzeuge eine Stunde lang nach und nach von fünf Batterien immer heftiger beschossen, aber nicht getroffen. Unsere Torpedoboote erwiderten nur mit Maschinengewehren das gegen sie und die gelandete Abteilung gerichtete Gewehrfeuer, beschossen außerdem zwei Warenleichter aus nächster Nähe mit einigen Granaten und versenkten einen davon. Die Stadt wurde überhaupt nicht beschossen. Von den Zerstörern in und vor dem Hafen wurde kein einziger Schuß abgegeben. Selbst die am Lande gelagerten großen Benzinmengen wurden wegen der Gefahr für zwei nahe davor liegende Segelschiffe unbekannter Nationalität nicht zerstört. Die von montenegrinischer Seite verbreiteten Schauergeschichten von einem Bombardement der Stadt, von vielen zerstörten oder in Flammen aufgegangenen Wohnhäusern, von einer Menge unter den Trümmern begrabenen oder durch Schrapnells getöteten Bürgern, insbesondere Frauen usw., sind nichts als tendenziöse Erfindungen, wie sie von gegnerischer Seite mit Sicherheit zu erwarten waren.

 

General Sievers

Petersburg, 11. März. (Priv.-Tel.)
Der Oberkommandant der zehnten Armee, General Sievers, verübte Selbstmord, wie aus Berichten über die abgehaltene Trauerfeier für den "tragisch Gestorbenen" in der lutherischen Annakirche hervorgeht.

 

Der 1. Weltkrieg im März 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

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