Der Weltkrieg am 10. Oktober 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Stadt Belgrad und die umgebenden Höhen in unserem Besitz

Großes Hauptquartier, 10. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
An der Höhe östlich von Souchez verloren die Franzosen einige Gräben und büßten ein Maschinengewehr ein.
Bei Tahure in der Champagne gewannen wir von dem verlorenen Boden auf einer Frontbreite von etwa vier Kilometern im Gegenangriff mehrere hundert Meter zurück.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Die Russen versuchten, die ihnen bei Garbunowka (westlich von Dünaburg) entrissenen Stellungen wiederzunehmen; es kam zu heftigen Nahkämpfen, die mit den. Zurückwerfen des Feindes endigten.
Nördlich der Bahn Dünaburg-Poniewiez westlich von Illuxt wurden die feindlichen Stellungen in acht Kilometer Breite genommen, 6 Offiziere, 750 Gefangene fielen in unsere Hand, 5 Maschinengewehre wurden erbeutet.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Südwestlich von Pinsk ist das Dorf Sinczyczy im Sturm genommen. Die Kavalleriekämpfe bei Kuchocka-Wola sowie in der Gegend von Jeziercy dauern an.
Auf der Front zwischen Rafalowka und der Bahn Kowel-Rowno wurden mehrfache Vorstöße des Feindes abgewiesen und 383 Gefangene eingebracht.
Die Armee des Generals Graf Bothmer schlug starke russische Angriffe nordwestlich von Tarnopol zurück.
Balkankriegsschauplatz:
Die Stadt Belgrad und die im Südwesten und Südosten vorgelagerten Höhen sind nach Kampf in unserem Besitz.
Auch weiter östlich wurde der Feind, wo er standhielt, geworfen. Unsere Truppen sind im weiteren Vorschreiten.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der zweite französische Vorstoß in der Champagne

Großes Hauptquartier, 10. Oktbr. (Priv.-Tel.)
Der zweite große Vorstoß der Franzosen in der Champagne begann nach mehrtägiger Pause am 5. Oktober. Das Trommelfeuer war nicht minder heftig als in den kritischen Septembertagen, hielt aber nicht so lange an. Am 6. und 7. Oktober gingen die Kolonnen zum Sturme vor mit ungestüm wiederholten Teilangriffen auf einer kürzeren Gesamtfront, besonders zäh seitlich der Straße Souain-Somme-Py, wo sie schon bei der ersten Offensive zur Bahnlinie Challerange-Bazaneourt durchbrechen wollten. Die kleinen Vorteile bei der Ferme Navarin an der genannten Straße haben sie zum größten Teil durch unsere Gegenangriffe wieder verloren. Der Gewinn bei Tahure, dem zweiten Stoßpunkt,
nützt ihnen nicht viel, da das Gelände und das Dorf selbst im besten Feuerbereich unserer Artillerie liegen. An der Butte de Tahure wurde am 6. Oktober der französische Angriff zum Stehen gebracht.
Die Verluste der Franzosen sind außerordentlich schwer. Die Kolonnen waren dicht formiert und fielen vor unseren Hindernissen und Gräben in drei- und vierfachen Reihen übereinander. Die Stimmung der Gefangenen ist gedrückt. Einige erzählten kleinlaut und enttäuscht, man habe sie aus ihren Gräben bei Arras geholt und ihnen gesagt, sie sollten nun im Süden Frankreichs in Ruhestellungen kommen. Plötzlich aber seien sie unterwegs ausgeladen und sogleich zum Angriff in die Schlacht geschickt worden. Unsere Verwundeten zeigen die größte Zuversicht. Die Kraft der Franzosen sei erschüttert, sie kämen nicht durch. Unsere Verstärkungen ziehen singend durch die französischen Dörfer zur Front. In der Tat ist dieser zweite französische Vorstoß nicht mehr mit ähnlichen Massen unverbrauchter Truppen möglich gewesen wie am 25. und 26. September, daher die verkürzte Angriffsfront und die Konzentration des Stoßes auf zwei gefährdete Stellen. Ein Nachlassen der Energie war schon vorgestern festzustellen. Eine abermalige Atempause ist wahrscheinlich.
Die Tätigkeit der feindlichen Flieger hat seit Beginn der neuen Offensive zugenommen. Eines unserer Kampfflugzeuge griff gestern einen französischen Fesselballon hinter der feindlichen Linie mit Maschinengewehrfeuer an und brachte ihn schließlich, in nächster Nähe ihn umkreisend, durch Schüsse mit Leuchtpistolen zur Explosion.

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Westfront 1915

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Neue ergebnislose Angriffe der Russen an der Südfront

Wien, 10. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die Russen haben auch gestern ihre nach wie vor ergebnislosen Angriffe nicht aufgegeben. In Ostgalizien, wo bei den Vorstößen der letzten Tage einzelne russische Truppenkörper mitunter die Hälfte ihres Standes einbüßten, wurde die Strypafront angegriffen. Der zurückgeschlagene Feind verließ das Kampffeld stellenweise in regelloser Flucht. In Wolhynien zählte eine unserer Divisionen nach einem abgewiesenen Angriff 500 russische Leichen vor ihren Hindernissen. Die gestern gemeldete Gefangenenzahl wuchs abermals um 1000 Mann. Die Absicht des Gegners, im Raume nördlich von Czartorysk neuerlich das Westufer des Styr zu gewinnen, wurde durch Feuer vereitelt.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Lage ist an der ganzen Kampffront unverändert. Gegen die Hochfläche von Vielgereuth raffte sich der Feind zu keinem größeren Angriff mehr auf. Vorstöße schwächerer Abteilungen brachen kläglich zusammen. Die Verluste der Italiener betrugen hier in den letzten Tagen etwa 2000 Mann.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die k. und k. Truppen in der Macva und nördlich von Obrenovac dringen erfolgreich vor.
Die in Belgrad eingerückten österreichisch-ungarischen und deutschen Regimenter haben die Stadt in erbitterten Straßenkämpfen vom Feinde gesäubert und befinden sich im Angriff auf
die südöstlich und südwestlich liegenden Höhen. Weiter stromabwärts haben unsere Verbündeten schon mit starken Kräften das Südufer der Donau gewonnen und den Feind aus mehreren Stellungen geworfen.
Mit warmer Anerkennung gedenken Führer und Truppen nach Überwindung der großen Stromlinie in ihren Berichten der unermüdlichen, heldenhaften Tätigkeit unserer braven Pioniere und der aufopfernden Mitwirkung der Donauflottille.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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