Der
zweite französische Vorstoß in der Champagne
Großes
Hauptquartier, 10. Oktbr. (Priv.-Tel.)
Der zweite große Vorstoß der Franzosen in der Champagne
begann nach mehrtägiger Pause am 5. Oktober. Das Trommelfeuer war
nicht minder heftig als in den kritischen Septembertagen, hielt aber nicht
so lange an. Am 6. und 7. Oktober gingen die Kolonnen zum Sturme vor mit
ungestüm wiederholten Teilangriffen auf einer kürzeren Gesamtfront,
besonders zäh seitlich der Straße Souain-Somme-Py, wo sie schon
bei der ersten Offensive zur Bahnlinie Challerange-Bazaneourt durchbrechen
wollten. Die kleinen Vorteile bei der Ferme Navarin an der genannten Straße
haben sie zum größten Teil durch unsere Gegenangriffe wieder
verloren. Der Gewinn bei Tahure, dem zweiten Stoßpunkt,
nützt ihnen nicht viel, da das Gelände und das Dorf selbst im
besten Feuerbereich unserer Artillerie liegen. An der Butte de Tahure
wurde am 6. Oktober der französische Angriff zum Stehen gebracht.
Die Verluste der Franzosen sind außerordentlich schwer. Die Kolonnen
waren dicht formiert und fielen vor unseren Hindernissen und Gräben
in drei- und vierfachen Reihen übereinander. Die Stimmung der Gefangenen
ist gedrückt. Einige erzählten kleinlaut und enttäuscht,
man habe sie aus ihren Gräben bei Arras geholt und ihnen gesagt,
sie sollten nun im Süden Frankreichs in Ruhestellungen kommen. Plötzlich
aber seien sie unterwegs ausgeladen und sogleich zum Angriff in die Schlacht
geschickt worden. Unsere Verwundeten zeigen die größte Zuversicht.
Die Kraft der Franzosen sei erschüttert, sie kämen nicht durch.
Unsere Verstärkungen ziehen singend durch die französischen
Dörfer zur Front. In der Tat ist dieser zweite französische
Vorstoß nicht mehr mit ähnlichen Massen unverbrauchter Truppen
möglich gewesen wie am 25. und 26. September, daher die verkürzte
Angriffsfront und die Konzentration des Stoßes auf zwei gefährdete
Stellen. Ein Nachlassen der Energie war schon vorgestern festzustellen.
Eine abermalige Atempause ist wahrscheinlich.
Die Tätigkeit der feindlichen Flieger hat seit Beginn der neuen Offensive
zugenommen. Eines unserer Kampfflugzeuge griff gestern einen französischen
Fesselballon hinter der feindlichen Linie mit Maschinengewehrfeuer an
und brachte ihn schließlich, in nächster Nähe ihn umkreisend,
durch Schüsse mit Leuchtpistolen zur Explosion.
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