Der Weltkrieg am 5. September 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Der 1. Weltkrieg: Fliegeraufnahme der Festung Dünamünde
Fliegeraufnahme der Festung Dünamünde

 Der deutsche Heeresbericht:

Dünamünde genommen

Die Ostsee erreicht

Großes Hauptquartier, 5. September.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
In Flandern nahm der Artilleriekampf an der Küste und vom Houthoulster Wald bis zur Deule an Ausdehnung, Planmäßigkeit und Stärke zu; bisher keine Infanterietätigkeit.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Vor Verdun war auf dem Ostufer der Maas der Feuerkampf tagsüber gleichfalls bedeutend gesteigert; er hielt auch nachts an.
Sehr starke Fliegertätigkeit mit zahlreichen Bombenwürfen bei Tage und bei Nacht. An entfernten Zielen wurden erfolgreich mit Bomben angegriffen: Dover, Boulogne, Calais. 22 feindliche Flugzeuge sind abgeschossen worden. Leutnant Voß brachte seinen 39. Gegner zum Absturz.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Unsere Operationen östlich von Riga haben sich wie beabsichtigt weiter entwickelt. Dünamünde ist genommen. Schwerste Küstengeschütze (bis 30,5 Zentimeter Kaliber) fielen unversehrt in unsere Hand.
Nordöstlich der Düna ist die Ostsee erreicht.
Der Abschnitt der livländischen Aa ist überschritten. Südlich des Flusses haltende russische Nachhuten sind aufgerieben worden.
Von der Düna bis zur Donau sonst keine großen Kampfhandlungen.
Der Feind ist im weiteren Rückzug nach Nordosten.
Mazedonische Front: 
Keine Änderung der Lage.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Erfolgreicher Fliegerangriff auf London

Berlin, 5. September, abends. (Amtlich.) 
Artilleriekampf in Flandern und vor Verdun. 
Nächtlicher Fliegerangriff auf London erfolgreich. 
Nordflügel und Mitte der russischen 12. Armee ist in schnellem Rückzuge.
1)

 

Karte zum 1. Weltkrieg: Die Kämpfe um Riga

Die Eroberung Rigas

Berlin, 5. September. 
Der deutsche Vorstoß gegen Riga war von den Russen seit längerer Zeit erwartet. Sie fühlten sich jedoch durch die weiten Sümpfe, die die Stadt im Westen schützen, und den weiten, von Sand durchsetzten Sumpfufern eingefaßten Dünastrom vor jeder deutschen Überraschung vollkommen sicher. Überdies waren starke russische Kräfte an dieser Front zusammengezogen. Allein in dem Brückenkopf auf dem westlichen Dünaufer und den östlich anschließenden Stellungen standen etwa 15 Infanteriedivisionen und eine Kavalleriedivision. Noch am 31. August war man in Riga bis in die späten Abendstunden vollkommen ruhig. Das Theater spielte wie gewöhnlich. Unter der Zuschauermenge befanden sich zahlreiche Offiziere, wahrscheinlich sogar der Oberkommandierende selbst.
Bereits am 25. August hatte der Spezialkorrespondent der "Daily News" aus Petrograd einen ausführlichen Bericht über die bevorstehende deutsche Offensive an der Riga-Front gedrahtet, in dem er schrieb, daß bisher keinerlei Anzeichen vorlägen, daß die Deutschen auch nur den geringsten Erfolg erreichen würden. War man auch so auf eine deutsche Aktion vorbereitet, so wurde man dennoch durch Ort, Stunde und die Wucht, mit der sie einsetzte, vollkommen überrascht.
Am Morgen des 1. September machte heftiges Artillerie- und Minenwerferfeuer die russischen Stellungen sturmreif; unter seinem Schutze setzte die deutsche Infanterie zwischen Borkowitz und Dünhof über den Strom. Noch im feindlichen Feuer wurde mit dem Brückenbau begonnen. Nach kurzer Zeit waren drei Brücken über die dreihundert Meter breite Düna fertiggestellt, über die unverweilt starke Truppenkörper auf das Nordufer des Flusses drangen, bis an den Kleinen Jägel vorstießen und sich hier festsetzten. Die Russen gingen sofort von Riga aus zum Gegenangriff über. Verzweifelte Angriffe rücksichtslos eingesetzter Regimenter folgten einander. Allein trotz aller Blutopfer gelang es nicht, die deutschen Truppen, die sich zähe an den gewonnenen Boden klammerten, wieder zu werfen.
Weiteres Vordringen ließ die Deutschen schon am 2. September den Großen Jägel erreichen, und am 3. September konnte die große von Riga nach Wenden führende Straße unter wirksames Feuer genommen werden. In wilder Hast drängten hier die russischen Massen nach Nordosten, während ihre todesmutigen Nachhuten zwischen den Seen- und Sumpfengen verzweifelten Widerstand leisteten.
Allein das Schicksal Rigas war besiegelt. Am 3. September, 11 Uhr vormittags, drangen die Deutschen von Südosten und Westen in die Stadt ein. Zwar waren die eisernen Brücken über die Düna gesprengt und die Holzbrücken sämtlich verbrannt, zwar brannten die Bahnhöfe und die Fabriken an beiden Dünaufern, allein die Russen hatten infolge des über alle Angriffe raschen und entschlossenen deutschen Vordringens keine Zeit gehabt, die Stadt planmäßig zu plündern und zu zerstören.
Die in die Hände der Deutschen gefallene Beute läßt sich zurzeit noch nicht ziffernmäßig erfassen. Deutsche Truppen aller Stämme sind an dem glänzenden Unternehmen beteiligt; auch die Artillerie ist dabei der Eigenart ihrer Waffe entsprechend verwendet worden. Die Truppen sind noch überall im Vorgehen. Von der See her griff die deutsche Marine wirkungsvoll in den Kampf ein. Auf dem westlichen Dünaufer erfolgte noch am 3. September die Annäherung an Dünamünde, dessen westlicher Teil alsbald besetzt wurde. Alle Versuche der Russen, durch wiederholte Gegenangriffe die Kampfeslust und den Schneid der deutschen Truppen zu lähmen, scheiterten. Der deutsche Angriffsplan wurde ohne Abweichung durchgeführt.
1)

Zurück zur Seite:
Ostfront 1917

 

Mitwirkung deutscher Seestreitkräfte bei der Einnahme von Riga

Berlin, 5. September. 
Bei der Einnahme von Riga und Dünamünde haben sich die dem Oberbefehlshaber der Ostsee unterstellten Seestreitkräfte tatkräftig beteiligt. Unterseeboote der Flottille "Kurland" drangen in den durch russische Minensperren, Netze und sonstige Hindernisse versperrten RigaischenMeerbusen unter energischer Unterstützung der Minenräumdivision ein und beschossen von See aus die aus Dünamünde auf der Straße nach Pernigel fliehenden Truppen. Gleichzeitig hielten sie durch ihre Anwesenheit im Rigaischen Meerbusen die russischen Seestreitkräfte von einer Beschießung unserer Truppen von See aus ab. Schneidig und erfolgreich griffen die Flugzeuggeschwader unserer Seeflugstationen Windau und Angernsee die rückwärtigen Verbindungen der Russen und die nach Osten zu führenden Straßen und Eisenbahnlinien an und erzielten auf Bahnhöfe und fahrende Züge sowie auf den Straßen zurückflutende russische Truppen zahlreiche Treffer. Von den aus Dünamünde auslaufenden russischen Dampfern wurden von den Flugzeugen mehrere durch Bomben getroffen und blieben, in hellen Flammen stehend, vor dem Hafen liegen.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Fortdauer der Kämpfe am Monte San Gabriele

15000 Italiener seit Beginn der elften Isonzo-Schlacht gefangen

Wien, 5. September.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Im Bereiche der österreichisch-ungarischen Streitkräfte keine besonderen
Ereignisse.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Der 19. Tag der 11. Isonzoschlacht war von schweren blutigen Kämpfen erfüllt Bei Madoni stießen unsere Sturmtruppen im Vorgehen auf einen tiefgegliederten italienischen Angriff und geboten ihm Halt. Vier weitere Angriffe wurden abgeschlagen.
Der Monte San Gabriele steht seit gestern früh erneut im Mittelpunkte eines zu großem Heftigkeit gesteigerten Ringens. Der Feind stürmte immer wieder gegen den Felsgipfel an, der wiederholt in seine Hand fiel, um kurz darauf von unserer ruhmreichen Infanterie zurückerobert zu werden. Der auf beiden Seiten mit größter Zähigkeit geführte Kampf dauert bis zur Stunde in unverminderter Stärke an. Bei Görz machte der Italiener einige vergebliche Vorstöße.
Ein bei Selo und Medeazza zu Stellungsberichtigungen angesetztes Unternehmen unserer Truppen löste auf der ganzen Karsthochfläche heftige Zusammenstöße aus. Alle vom Gegner unternommenen Angriffe brachen, dank der standhaften Haltung unserer kampferprobten Karstverteidiger, zusammen. 100 italienische Offiziere und über 4000 Mann fielen als Gefangene in unsere Hand.
Die Gesamtzahl der seit Beginn der Schlacht eingebrachten Gefangenen beläuft sich auf l5000 Mann. Triest wurde wieder zweimal von italienischen Fliegern angegriffen.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 5. September.
Kaukasusfront: Eine feindliche Aufklärungsabteilung von 200 Reitern und 150 Infanteristen wurde durch unser Feuer zum Zurückgehen gezwungen, nachdem es ihr gelungen war, unsere vorderste dünne Linie zu durchreiten.
Sinaifront: In der Nacht zum 4. September wurden im Vorfelde unserer Ghazafront von unseren Patrouillen feindliche Truppen zurückgewiesen, die arbeiten wollten. Am 4. September ging wieder eine feindliche Kavalleriedivision bis Ma-el-Muallalea vor; sie zog sich um 6 Uhr nachmittags wieder zurück.

 

U-Boot-Angriff auf Scarborough

London, 5. September. (Amtlich). 
Ein feindliches Unterseeboot ist gestern abend um 6 Uhr 45 Minuten auf der Höhe von Scarborough erschienen und hat dreißig Lagen abgefeuert, von denen die Hälfte an Land einschlug Drei Personen sind getötet, fünf verwundet; der Sachschaden ist gering.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im September 1917

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

© 2005 stahlgewitter.com