Der deutsche Heeresbericht:
Deutsche
Beteiligung an der Offensive gegen Italien
Italienische
Stellungen bei Tolmein genommen - Schwere Kämpfe am Aisne- und Oise-Kanal
Großes
Hauptquartier, 24. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
In Flandern drängten unsere Truppen durch Gegenangriff den Feind
fast völlig aus dem in unserer Abwehrzone noch besetzten Streifen
am Südrand des Houthoulster Waldes zurück; Gefangene blieben
in unserer Hand.
Im Kampfgelände von Draaibank bis Zandvoorde nahm nachmittags das
Feuer wieder erheblich zu; neue Angriffe erfolgten nicht.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Die Franzosen begannen gestern in zwei Teilen einen großen Angriff
am Chemin-des-Dames von dem Ailette-Grunde nördlich von Vauxaillon
bis zur Hochfläche nördlich von Paissy (25 Kilometer).
Die vormittags südlich des Oise-Aisne-Kanals sich entwickelnden Kämpfe
führten zu schwerem, wechselvollem Ringen zwischen der Ailette und
den Höhen von Ostel. Der frühmorgens gegen unsere durch sechstägiges
heftiges Feuer zerstörten Linien anstürmende Feind fand starken
Widerstand und kam wegen schwerer Verluste nicht vorwärts. Erst einem
späteren, nach neuer Feuervorbereitung geführten und durch zahlreiche
Panzerwagen unterstützten Stoß frischer französischer
Kräfte von Westen her auf Allemant, von Süden auf Chavignon,
gelang es, in unsere Stellungen einzubrechen und bis zu diesen Dörfern
vorzudringen. Dadurch wurden die dazwischenliegenden Stellungen unhaltbar.
Bei der Zurücknahme der Truppen aus den in der Front zähe gehaltenen
Linien mußten auch vorgezogene Batterien gesprengt und dem Feinde
überlassen werden. Die Franzosen drängten scharf nach, doch
wurde durch das Eingreifen unserer Reserven der feindliche Stoß
südlich von Pinon, bei Vardesson und dem hart umkämpften Chavignon
aufgefangen; weitere Fortschritte blieben dem Gegner versagt.
Die gleichzeitig auf der Hochfläche beiderseits des Gehöftes
La Royere (südlich von Filain) angesetzten Angriffe mehrerer französischer
Divisionen scheiterten trotz wiederholten Ansturms unter den schwersten
Verlusten.
Abends schritt nach mehrstündigem Trommelfeuer der Feind zwischen
Braye und Ailles zum Angriff. Zweimal stürmten dort seine Truppen
tiefgegliedert vor; im Abwehrfeuer und stellenweise in erbittertem Nahkampf
brach an dieser Front der Stoß der Franzosen völlig zusammen.
In örtlichen Kämpfen setzte sich die Schlacht bis tief in die
Nacht fort; sie ist bisher nicht wieder aufgelebt. Unsere Truppen haben
sich heldenmütig geschlagen.
Auf dem östlichen Maasufer spielten sich tagsüber südwestlich
von Beaumont Grabenkämpfe ab.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Zwischen dem Rigaischen Meerbusen und der Düna nahmen wir in den
Nächten bis zum 22. Oktober ohne Störung durch den Feind unsere
in breiter Front vor die Hauptstellung weit vorgeschobenen Sicherungstruppen
zurück, die in erfolgreichen Gefechten den Russen den Einblick in
unsere Aufstellung seit Anfang September verwehrt hatten.
Mazedonische Front:
Lebhaftere Artillerietätigkeit nur westlich des Ochridasees und
vom Wardar bis Dojran, wo Vorstöße der Engländer abgewiesen
wurden.
Italienische Front:
Die Gefechtstätigkeit in Tirol, Kärnten und am Isonzo ist
merklich aufgelebt. Deutsche Artillerie hat in den Feuerkampf eingegriffen.
Deutsche und österreichisch-ungarische Infanterie hat heute morgen
bei Flitsch, Tolmein und im Nordteil der Hochfläche von Bainsizza
die vordersten italienischen Stellungen genommen.
Der Erste Generalquartiermeister Ludendorff. 1)
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