Berichte
aus dem deutschen Großen Hauptquartier vom I. Die
Vorbereitungen für eine so gewaltige Unternehmung wie die Schlacht
vor Verdun nahmen naturgemäß einen längeren Zeitraum in
Anspruch. Sie wurden dadurch wesentlich erschwert, daß sie während
der ungünstigsten Zeit des Jahres, in den strengsten Wintermonaten,
zu bewirken waren, und daß für ihre Durchführung nur drei
größere Anmarschstraßen zu Gebote standen, die natürlich
bei der starken Inanspruchnahme und der Ungunst der Witterung alsbald
in den denkbar schlechtesten Zustand gerieten und ständiger, hingebender
Ausbesserungsarbeiten bedurften. Nach Abschluß der Vorarbeiten war
der Beginn des Angriffs auf den 12. Februar 1916 in Aussicht genommen.
Die Witterung war indessen in dieser Zeit derart ungünstig, daß
der Angriff von Tag zu Tag hinausgeschoben wurden bis am 21. Februar endlich
die Witterungslage, obwohl noch immer recht fragwürdig, den Beginn
der Kampfhandlungen gestattete. Diese wurden durch eine lebhafte Feuertätigkeit
auf der ganzen Westfront eingeleitet. Während die Franzosen alle
ihre Offensiven durch ein mehrtägiges Trommelfeuer zu eröffnen
pflegten, das an der Somme sogar sieben Tage lang die deutsche Stellung
mit einem Eisenorkan überschüttete, begnügten sich die
Deutschen mit einer 24stündigen Beschießung, die sich nur in
den letzten Stunden zum Trommelfeuer steigerte. Am Nachmittag des 21.
Februar erfolgte auf der ganzen in Aussicht genommenen Offensivfront von
der Maas nördlich Consenvoye bis in die Gegend von Azannes der Angriff,
der die deutschen Truppen noch am selben Abend in den Besitz der gesamten
feindlichen Stellungen erster Linie brachte. |
II. Während
die oben besprochene Gruppe von Angriffshandlungen von der Linie Consenvoye-Azannes
aus die Linie Champ-Douaumont gewann, richtete sich eine weitere selbständige
Angriffshandlung von Etain, also von Nordosten her, auf die Höhe
der Côtes Lorraines in allgemeiner Richtung auf die nordöstliche
Kante des Fortgürtels. Der aus der Woëvre-Ebene andringdenden
Nordostgruppe schlug von den Höhen der Côtes Lorraines herab
ein heftiges Artilleriefeuer entgegen und suchte ihr Vordringen zu hemmen.
Trotzdem gelang es ihr, am 7. März die Franzosen aus Fresnes hinauszuwerfen
und am 9. März den Feuilla-Wald und die Weinbergshöhe 251 nördlich
Damloup zu nehmen. |
III. Der
erste große Vorstoß der Deutschen war sonach bis unmittelbar
an den inneren Fortgürtel der Festung durchgedrungen und hatte die
allgemeine Linie Champ-Douaumont-Feuilla-Wald-Blanzée-Combres erreicht.
Dieser große Erfolg rief eine seiner Bedeutung entsprechend sehr
erhebliche Gegenanstrengung der Franzosen hervor. Etwa seit dem 26. Februar
begann diese sich geltend zu machen. Während aber unser Angriff sich
bis dahin auf das Ostufer der Maas beschränkt hatte, nahm die feindliche
Gegenwirkung von vornherein ihren Ausgangspunkt von beiden Maasufern und
machte sich ganz besonders in Gestalt einer Artillerieflankierung von
dem bisher nicht in Mitleidenschaft gezogenen linken Maasufer aus geltend.
Wollte die deutsche Heeresleitung die Errungenschaften auf dem rechten
Maasufer behaupten, so ergab sich die Notwendigkeit ihren Angriff auch
auf das westliche Maasuser hinüberzutragen. Demnach beschränkte
sie sich östlich der Maas für die nächste Zeit auf die
Festhaltung und den Ausbau der gewonnenen Linie, und so nahm hier der
Kampf zunächst wieder die alte Form des Stellungskrieges an. Auf
dem linken Maasufer dagegen haben die Deutschen während der nächsten
Monate bis gegen Ende Mai 1916 ihren Angriff in zähem Vorwärtsdringen
Schrittweise, doch ununterbrochen vorwärtsgetragen. Im nachfolgenden
sollen zunächst die Kämpfe des linken Maasufers im Zusammenhang
betrachtet werden. |
IV. Aus
dem Ostufer waren nach Erreichung der allgemeinen Linie Vacherauville-Douaumont
die Operationen zu einem längeren Stillstande gekommen. Der starke
französische Gegendruck und die Flankierung vom linken Maasuser her
ließen ein weiteres Vordringen der östlichen Angriffsgruppe
vorläufig nicht angezeigt erscheinen. Dabei mußte sich die
deutsche Heeresleitung gleichwohl darüber klar sein, daß sie
den Besitz von Douaumont dauernd nur würde behaupten können,
wenn es ihr gelänge: erstens das Fort Vaux, das nach dem ersten Anlaufe
wieder hatte aufgegeben werden müssen, fest in ihre Hand zu bekommen,
und zweitens auch darüber hinaus die gesamte deutsche Linie noch
weiter gegen Südwesten und Süden vorzutragen. Gegen Ende März
gingen die Deutschen also auch hier wieder zum Angriff über, der
ihnen am 27. das Werk Hardaumont und in den nächsten Wochen bis Mitte
April kleinere Geländegewinne brachte. Am 17. April führte dieser
Gefechtsabschnitt zur Einnahme einer Bergnase, welche südlich des
Forts Douaumont sich hinzieht und durch ihre überhöhende Lage
den deutschen Stellungen westlich und nordwestlich des Forts sehr unbequem
gewesen war. |
V. So
hat die deutsche Frühjahrsoffensive bei Verdun der deutschen Obersten
Heeresleitung einen namhaften Geländegewinn eingetragen und die deutsche
Angriffsfront in einer zusammenhängenden Linie bis tief in das System
der permanenten Befestigungen des Eckpfeilers der französischen Landesverteidigungslinie
hineinverlegt. |
Berichte aus dem deutschen Großen Hauptquartier 1914-1918
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